Skandalös: Sechs Motionen verlangen eine Aufweichung des Gewässerschutzes.
Das ist nicht nur Gift für sauberes Trinkwasser, für gesunde Böden und unsere Ernährungssicherheit, sondern auch für Glaubwürdigkeit der Politik. Die Motionen machen Versprechungen zunichte, die zur Ablehnung der Trinkwasserinitiative abgegeben wurde.
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Das Parlament hat mit grosser Mehrheit die Motion 24.4589 angenommen. Neu sollen Grenzwerte künftig erst als "wiederholt und verbreitet überschritten" gelten, wenn der Wert in mindestens 20% aller untersuchten Gewässer überschritten ist. Die Überschreitung muss in 4 von 5 aufeinanderfolgenden Jahren festgestellt worden sein. Erst dann wird die Zulassung der Pestizide überprüft.

Diese Motion ist eine von sechs aktuellen Motionen, die den Gewässerschutz systematisch schwächen und den «Massnahmenplan Sauberes Wasser» aushebeln wollen. Diesen Massnahmenplan hat der Bundesrat der Bevölkerung anstelle der Trinkwasserinitiative für die Reduktion von Pestiziden und Dünger versprochen.

Die Debatte hat in aller Deutlichkeit gezeigt, wie gezielt die Landwirtschaftspoltik eine nachhaltige Lebensmittelproduktion verhindert. Und das zugunsten einer industriellen, von Pestiziden abhängigen Lebensmittelproduktion.

Damit schädigt die Landwirtschaftspolitik nicht nur unsere Gewässer und unser Trinkwasser. Pestizide schädigen auch die Bodenfruchtbarkeit und die Biodiversität.

Die landwirtschaftliche Produktion und unsere Ernährung sind auf die Leistungen dieser natürlichen Ressourcen angewiesen. Sie sind die Grundlagen, die unsere Ernährungssicherheit und die Produktionssicherheit der Bauernfamilien gewährleisten. Sie sorgen für sichere und stabile Erträge. Zerstören wir sie, verlieren wir unsere Ernährungssicherheit.

Für die Ernährungssicherheit der Schweizer Bevölkerung und für die Produktionssicherheit der Landwirtschaft müssen unsere Bäuerinnen und Bauern aus der Abhängigkeit von giftigen Pestiziden herausgeführt werden. 

Dazu braucht es die Förderung von nachhaltigen Anbausystemen wie MischkulturenAgroforstwirtschaft und regenerative Landwirtschaft. Diese erhöhen die Bodenfruchtbarkeit und die Biodiversität, steigern so die Erträge, ersetzen Pestizide mit natürlichem Pflanzenschutz und sorgen für sauberes Trinkwasser. Und sie bieten Lösungen, um auch bei klimaextremen Wetterverhältnissen wie Trockenheit oder Starkregen die Ernten sichern zu können.

Diese nachhaltigen Anbausysteme müssen konsequent in Ausbildung und Praxis verankert werden und industrielle Anbausysteme wie die Monokulturen ablösen.

Trotz der Verankerung der Ernährungssicherheit 2017 in der Verfassung verhindert die Landwirtschaftspolitk eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft. Gezielt und systematisch fördert sie mit jährlichen Milliarden an Subventionen weiter industrielle Anbausysteme wie Monokulturen, die von Pestiziden abhängig sind sowie eine übermässige Produktion von tierischen Lebensmitteln. 

Sie nimmt damit nicht nur die Schliessung von Trinkwasserfassungen durch das Überschreiten der Pestizid- und Nitratgrenzwerte in Kauf, sondern auch den Verlust der Bodenfruchtbarkeit und der Biodiversität. Insgesamt  218 Wirkstoffe für Pestizide wurden wegen Gesundheitsschäden und Umweltschäden seit 2005 verboten.

Es braucht unsere starke Stimme aus dem Volk, die mit der Initiative «Für eine sichere Ernährung  – durch Stärkung einer nachhaltigen inländischen Produktion, mehr pflanzliche Lebensmittel und sauberes Trinkwasser» für eine nachhaltige Land- und Ernährungswirtschaft und damit für eine sichere Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Trinkwasser und Lebensmitteln sorgt. Die Landwirtschaftspoltik ist weit davon entfernt, dies zu tun.


Links zu den erwöähn ten Motionen: 22.44122.379525.318625.315424.3078

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Franziska Herren ist Präsdentin des Initiativekomitees der Ernährungsinitiative. Sie können die Initiative unterstützen

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