Es ist keine emotionale Floskel, sondern eine treffende Beschreibung unserer menschlichen Natur: Ich brauche Dich. Du brauchst mich. Wir brauchen uns. Verbundenheit ist der Schlüssel auf viele Fragen. Trauma kann einerseits in Beziehungen entstehen und andererseits aber auch in Beziehungen heilen. (1)
Kopf-Menschen können oder wollen nicht wahrhaben, dass und wie sehr unser Sein und Verhalten von Gefühlen und vom autonomen Nervensystem beeinflusst ist. Traumata sehe ich als typisch für eine Welt, in der vieles zu einem Drama wird und oft eine in die Tiefe gehende Verständigung kaum möglich scheint.
Lassen wir uns nicht spalten und haben wir Geduld mit unseren Mitmenschen! Begegnen wir jedem von ihnen mit Liebe und erkennen wir, dass in jedem Licht ist. Unterstützen wir unser Umfeld in verstehbaren Schritten sorgsam beim Erlernen der unverzerrten Wahrnehmung. (Ludwig F. Badenhagen)
Dabei will ich nicht im Elend von Gier, Herrsch- und Vergnügungssucht sowie Zerstörungswut, aber auch nicht in der Empörung darüber stecken bleiben. Sondern dazu anregen, individuell und kollektiv andere Wege zu denken und zu gehen. Ich möchte Lesern Mut machen, zu sich zu stehen und auf ihrem Weg zu bleiben.
Mit und in den Füssen den Boden spüren.
Die Kraft der Erde durch den Körper strömen lassen.
Sich in und mit dem Rückgrat aufrichten.
Aufrecht und aufrichtig, wahrhaftig und wirklich da sein.
Der Welt, wie sie ist, gewachsen sein, und den Kopf
für das Licht des Himmels frei und offen halten.
Um mit Herz, Kopf, Hand und Fuss aus den Fallen bestehender Systeme heraus zu kommen oder sie a priori zu meiden, braucht es Standhaftigkeit. Und dafür insbesondere auch die Kraft von hellen Gefühlen.
Verbundenheit ist möglich, wenn ich mich selber und andere so annehme, wie wir sind. Wenn ich gegen mich oder andere bin, ist sowohl mit mir selber als auch mit anderen kaum Verbundenheit möglich.
Das ist auch mit Gefühlen so. Wenn Gefühle wie Wut, Trauer, Angst, Freude oder Scham nicht wahrgenommen und kreativ genutzt werden, können sie keine Lebenskraft entwickeln. Sie werden in den Schatten gedrängt. Mit Hass, Resignation, Lähmung, Illusionen oder Selbstzerfleischung verknüpft, machen sie Beziehungen schwierig und haben nichts für Verbundenheit übrig.
Ich denke, es ist wichtig, Räume zu schaffen, die sich ausserhalb von strukturellem Zwang befinden und nicht von Geld und Gewalt geprägt sind. Diese Räume sind äusserst wertvoll, denn sie können uns zeigen, dass wahre Demokratie wirklich existieren kann. (David Graeber)
In seinem Beitrag «Raumgewinn» (2) setzt sich Tom Oliver Regenauer unter anderem mit dem von John Bush (3) und Derrick Broze (4) entwickelten Konzept der «Freedom Cells» (5) auseinander.
«Die Idee ist einfach und dreht sich im Kern darum, acht Personen im näheren Umfeld zu identifizieren, die gemeinsam aktiv werden wollen. Die Betonung liegt dabei auf «aktiv werden». Denn Gesprächskreise, in denen Nachrichten diskutiert und politische Ideologien gewälzt werden, gibt es schon genug. Ziel ist, acht Personen zu finden, mit denen man wirklich etwas bewegen kann. Menschen, die in Krisen zusammenhalten und sich – wenn möglich – auf der Basis ihrer Talente, Fähigkeiten und Ressourcen ergänzen. Demzufolge sollten die Mitglieder einer solchen Zelle in der näheren Umgebung wohnen und persönlich zu erreichen sein. Im Rahmen regelmässiger Zusammenkünfte eruiert diese Gruppe, welche Prioritäten sie lokal verfolgen möchte und definiert konkrete Projektziele.
Anlegen eines Gemüsegartens, Organisation kommunaler Veranstaltungen, Veröffentlichung einer kostenlosen monatlichen Wurfsendung, Vorträge in hiesigen Bildungseinrichtungen, ein lokaler Radiosender, Aufklärung über die Gefahren bestehender 5G-Infrastruktur oder Nominierung eines Kandidaten für das Bürgermeisteramt – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt. Entscheidend ist, dass sich die Aktionen auf das lokale Umfeld konzentrieren. Auf den Bereich, auf den man als engagierter Mensch tatsächlich noch Einfluss nehmen kann.
Im besten Fall mausert sich die Zelle zu einer offenen, schlagkräftigen Organisation, die auf andere Gemeindemitglieder attraktiv wirkt und unterstreicht, dass man weder Behörden noch Investoren benötigt, um Projekte zeitnah und erfolgreich umzusetzen. Die beweist, dass «Spontane Ordnung» (6) funktioniert.»
Bewegung und Begegnung
2012: In Allschwil, wo ich seit gut 50 Jahren wohne, herrscht Abstimmungskampf. Die Wegmatten soll überbaut werden. Wir - Priska Lanz Niederer und Ueli Keller - wollen im verdichteten Allschwil Freiräume erhalten und engagieren uns im Nein-Lager. Die Idee keimt, ein Turnen ähnlich wie auf der Basler Schützenmatte zu organisieren. Es soll aufzeigen, wie ein Park in Allschwil genutzt werden könnte. Wir erstellen ein vielseitiges Fitness-Programm, werfen die Druckmaschinen an, verteilen Flyer, publizieren die Daten. Doch die Gemeinde macht uns einen Strich durch die Rechnung. Das Gratis-Turnen wird vom Gemeindepräsident verboten.
Die Erfindungen für Menschen werden unterdrückt, die Erfindungen gegen sie gefördert. (Bertolt Brecht)
Im 2014 führte die Firma «Gsünder Basel» 10 Mal das Turnen auf Kosten der Steuerzahler durch. Doch die Gemeindefinanzen stehen nicht zum Besten, und der Budget-Posten wurde im darauf folgenden Jahr gestrichen. Spontan springen wir ein und organisieren per 2015 das abwechslungsreiche Gratis-Fitness auf der Wegmatten. Dank der grosszügigen Unterstützung verschiedener Sponsoren und von Petrus können wir 13 Mal im Freien die schweisstreibende Ertüchtigung unter kundiger Leitung von ausgewiesenen Fitness-Profis geniessen.
2018: Das inzwischen auf 8 Personen angewachsene Team organisiert «Allschwil bewegt» zum 4. Mal: jeweils am Mittwochenabend mit Zumba im Juni, Rückenfit im Juli und mit Body Toning im August. Als weiteres Highlight gibt es an Sonntagen einen »Summer Latin Dance»: als ganz speziellen 90 Minuten-Workout zu lateinamerikanischer Musik, die automatisch zum Mitbewegen animiert. Ungeduldig warten wir nun auf den neuen Wegmatten-Park und hoffen, es gibt keine Einsprachen ...
2025: Wenn das Wetter mitspielt, sind im 11. Jahr beim «Allschwil bewegt», das inzwischen an Freitagvormittagen um ein Yoga und um ein Gym Soft erweitert wurde (7), in den Sommermonaten Juni, Juli und August jeweils bis zu 80 Teilnehmende begeistert mit von der Partie. Und die Gemeinde schreibt uns: «Jedes Jahr verleiht die Gemeinde Allschwil Anfang September den Allschwiler Sportpreis. Neben besonders erfolgreichen Athletinnen und Athleten wird in der Kategorie «Engagement» auch jeweils eine Person oder Gruppe ausgezeichnet, die sich ausserordentlich für den Sport einsetzt. Es freut uns sehr, dir/Ihnen mitzuteilen, dass der Gemeinderat kürzlich entschieden hat, den Allschwiler Sportpreis 2024 an das OK «Allschwil bewegt» zu vergeben. Herzliche Gratulation!»
Linden für den Frieden
Die «Bewegung LindenGrün» war zwei Mal massgebend an einem Nein der Allschwiler Stimmbevölkerung beteiligt. Es ging dabei um nicht menschen- und naturgerechte Pläne der Gemeinde für den Lindenplatz. Aktuell steht für den Lindenpark ein dritte Runde bevor. Hier der Leserbrief, der dazu am 29. August 2025 von mir im Allschwiler Wochenblatt erschienen ist:
Die Linde ist ein Baum mit Geschichte - und mit Zukunft. Ein robuster, tiefwurzelnder Laubbaum, der den Herausforderungen des Klimawandels besser gewachsen ist, als viele andere Arten. Die Linde übersteht Trockenperioden, stabilisiert den Boden und fördert die Biodiversität - besonders durch ihr reiches Blütenangebot, das zahlreichen Insekten Nahrung bietet. Mehr geht nicht: oder doch?
Die Linde gilt als Friedensbaum. In einem solchen Sinn bin ich mit den LindenGrünen ökologisch, ökonomisch und sozial motiviert an einer kreativen Zusammenarbeit mit dem Allschwiler Gemeinderat interessiert. Es geht dabei darum, Bedürfnisse auf eine offene Art und auf Augenhöhe zum Ausdruck zu bringen. Vorhandene Qualitäten vom bestehenden Lindenpark und bisheriger Planungen sollen beschrieben, und der Veränderungsbedarf eindeutig benannt werden. Wichtig ist, dankbar zu sein für das, was Gemeinde und Politik für die Gemeinschaftsbildung und für den Lindenpark möglich machen wollen. Es freut mich, wenn es gelingt, zusammen dran zu bleiben und gemeinsam bestmögliche Entscheidungen zu treffen. Auf dass wir in Verbundenheit handeln mögen. Damit es für den Lindenpark zu einer für uns alle und für unsere Mitwelt wunderbaren Lösung kommen kann.
Lernen verbindet
Im Zentrum des Lerndorfs Zollikofen steht die Vision, Lernen als verbindende Kraft im Alltag erlebbar zu machen – generationenübergreifend, gemeinschaftlich und lokal verankert: »Denn Lernen ist mehr als Schule und Noten: Es entsteht dort, wo Menschen ihr Wissen teilen, Fähigkeiten weitergeben und sich gegenseitig stärken.» (8)
Zusammenleben gemeinsam gestalten
Schulen, wie sie als System die Bildung organisieren, sind ein Teil einer Zivilisation, die in einer Sackgasse steckt. Menschen, die frei sich bilden, entfalten und entwickeln ihr Potenzial bestmöglich ihren Interessen und Talenten sowie ihrem Bedürfnis nach sozialer Verbundenheit entsprechend. Menschen, die frei sich bilden, leben gemeinsam mit anderen frei in ihrer Welt.
«éducation 21» leistet auf dem Weg zu einer anderen Bildungsorganisation Support. Beispielsweise mit dem Themendossier Solidarität (9) und mit dem Projekt «Partizipation bringt Bewegung in die Schule»: «Wer mitreden darf, übernimmt Verantwortung, akzeptiert Regeln eher und lernt besser und selbständiger. Das gilt aber nicht nur für die Schülerinnen und Schüler. Mitarbeitende und Lehrpersonen motiviert Teilnahme genauso. Auch Eltern, Gemeinde und Quartier können Teil von partizipativem Handeln sein.» Das Themendossier «Partizipation (er)leben!» (10) und die Impulstagung «Zusammenleben gemeinsam gestalten» (11) vom 29. November 2025 zeigen, wie es gelingen kann.
Krieg führen geht gut alleine, Frieden schliessen nur zu zweit. (Charles Eisenstein)
… und dann noch dies:
Auch wenn es ihre Anhänger nicht wahr haben oder wissen wollen: Abstimmungen und Wahlen sind ein Teil des Systems einer parlamentarischen Parteiendemokratie, das sich immer deutlicher als ein Auslaufmodell zeigt. Mit Kampf, Konkurrenz oder gar Krieg ist keine für alle gute Politik möglich. Dafür braucht es das Miteinander-Reden und das Einander-Zuhören. Wo Verschiedenheit anerkannt und akzeptiert ist. Und wenn nach Klärung des Trennenden das Verbindende gesucht wird, kann kokreativ eine Welt erfunden und gestaltet werden, die gemeinschaftlich alle trägt und arm an Diskriminierungen mit Trauma- oder Kriegsfolgen ist.
Für Freiheit und Frieden braucht es eine Neue Politik (12). Gemeinschaftlich verbunden handlungsfähig sein oder werden kann gelingen, wenn ...
1. die Situation einvernehmlich so gesehen wird, wie sie ist.
2. ebenso der Handlungsbedarf und -optionen definiert sind.
3. gemeinsam 100%-Entscheide getroffen werden.
4. entsprechende Lösungen vereinbart und …
5. ... sie umgesetzt werden.
Links zu Quellen und zu mehr Infos
(1) Trauma und Beziehung: https://www.verenakoenig.de/geschenke/lesung-trauma-und-beziehungen/aufzeichnung/?vgo_ee=0A9jjoN%2F%2B6dcmIUgZLShuBqB0KB7XBPwDHtJgEfrbokaVLz5%3AvJ%2BaMHcvC0k%2FXwXZC9z%2FiYOPXqOoClPA
(2) Raumgewinn: https://www.regenauer.press/raumgewinn
(3) John Bush: https://thegreaterreset.org/john-bush/
(4) Derrick Broze: https://theconsciousresistance.com/
(5) Freedom Cells: https://freedomcells.org/
(6) Spontane Ordnung: https://link.springer.com/chapter/10.1057/9780230609228_3
(7) Allschwil bewegt: https://www.allschwil-bewegt.ch/
(8) Lerndorf Zollikofen: https://www.urbanedoerfer.ch/news/lerndorf-zollikofen---wie-lernen-gemeinschaft-schafft.
(9) Themendossier Solidarität: https://www.education21.ch/de/themendossier/solidaritaet
(10) Themendossier Partizipation: https://www.education21.ch/de/themendossier/partizipation?
(11) Impulstagung «Zusammenleben gemeinsam gestalten»: https://www.schulnetz21.ch/treffen/impulstagungen
(12) 100% - Neue Politik: https://www.einestimme.ch/neue-politik