In der Nacht vom 20. auf den 21. Oktober 2025 kam es fast zeitgleich zu Explosionen in zwei Ölraffinerien in Osteuropa: in der ungarischen MOL-Anlage in Százhalombatta und in der rumänischen Petrotel-Lukoil-Raffinerie in Ploiești, wo es ein Todesopfer gab. Beide Anlagen verarbeiten russisches Öl – was sie inmitten der europäischen Energiepolitik besonders brisant macht.
Die Vorfälle ereigneten sich kurz nachdem der Europäische Rat beschlossen hatte, ab 2026 neue Gasverträge mit Russland zu verbieten und bis 2028 sämtliche bestehenden Verträge auslaufen zu lassen. Eine ähnliche Regelung für Ölimporte ist bereits in Vorbereitung.
Die Sabotageakte tragen die Eskalation im Ukrainekrieg in die Mitgliedstaaten der EU. Die betroffenen Raffinerien gehören zwar mehrheitlich russischen Konzernen, sind aber für die Energieversorgung Ungarns und Rumäniens essentiell.
Polnische und britische Politiker hatten zuletzt offen Angriffe auf russische Energieinfrastruktur – auch in EU-Ländern – gebilligt. In Polen hatte ein Gericht das Auslieferungsbegehren für einen Verdächtigen der Nordstream-Sabotage nach Deutschland mit der Begründung abgelehnt, dies sei ein Akt in einem gerechten Verteidigungskrieg gewesen. Zudem liege der Tatort in internationalen Gewässern und damit ausserhalb der deutschen Gerichtsbarkeit.
Der ungarische Aussenminister Peter Szijjártó schrieb dazu auf X:
Laut Polen kann man eine Infrastruktur in Europa in die Luft sprengen, wenn sie einem nicht gefällt. Damit haben sie Terroranschlägen in Europa im Voraus grünes Licht gegeben.
Er hat schneller recht bekommen, als er vermutlich selber befürchtet hatte.
In beiden neuen Fällen stehen ukrainische Akteure im Verdacht, doch offizielle Bestätigungen fehlen.
Gleichzeitig kündigte auch die US-Regierung neue Sanktionen gegen die russischen Ölkonzerne Rosneft und Lukoil an, allerdings nicht durch Präsident Trump selber, sondern durch den Finanzminister Scott Bessent.
Die neusten Ereignisse zeigen, wie tief gespalten die EU-Länder in der Unterstützung des Kriegs in der Ukraine sind und dass die Lage an der Front so hoffnungslos ist, dass sogar Kriegshandlungen gegen eigene Mitglieder toleriert werden. Bezeichnend ist auch das Schweigen europäischer Politiker (mit Ausnahme Ungarns) dazu.
Wie aggressiv in der EU miteinander umgegangen wird, zeigt die Nachricht, die der polnische Aussenminister Sikorski seinem ungarischen Amtskollegen Szijjártó auf X zukommen liess:
Ich hoffe, dass Ihr mutiger Landsmann, Major Magyar, endlich Erfolg hat, die Ölpipeline außer Gefecht zu setzen, die Putins Kriegsmaschinerie versorgt, und dass Sie Ihr Öl über Kroatien beziehen.
Sikorski bezog sich auf Robert Browdi, einen ukrainischen Offizier ungarischer Abstammung und Kommandeur der ukrainischen Drohnenstreitkräfte, der unter dem Rufzeichen „Magyar“ bekannt ist.
Hätte Russland die beiden Raffinerien bombardiert, wäre zweifellos Artikel 5 des Nordatlantik-Vertrags aktiviert worden. Er verpflichtet die Nato-Länder zur gemeinsamen Verteidigung, wenn ein Mitgliedsland angegriffen wird.
Die Nato ist kein Verteidigungsbündnis – das muss an dieser Stelle wieder einmal gesagt werden. Dies ist am Beispiel Georgiens deutlich zu erkennen. Die angestrebte Mitgliedschaft Georgiens – tausende Kilometer vom Nato-Kernland entfernt, stärkt die Verteidigungsfähigkeit der Nato in keiner Art und Weise. Im Gegenteil: Eine georgische Mitgliedschaft würde das Risiko eines Konflikts zwischen der Nato und Russland verschärfen – was letztlich das Ziel der Nato-Osterweiterung sein dürfte.