«Der Arzt hat seinen Beruf gewissenhaft auszuüben»

Der Arzt Dr. Heinrich Habig wurde am 29. Juni 2023 vom Landgericht Bochum zu einer Haftstrafe von 2 Jahren und 10 Monaten verurteilt, weil er 207 Patienten Corona-Impfpässe ausgestellt haben soll, ohne dass er ihnen etwas spritzte – aus Nothilfe, wie sein Anwalt erklärte. In seinem Schlusswort beschrieb er, warum er den Menschen auf diese Weise helfen wollte. Einige Auszüge.

Der angeklagte Dr. Heinrich Habig (l.) mit seinem Verteidiger vor Prozessbeginn (Foto:ScreenshotYoutube)

Bei meiner Festnahme und beim Anlegen der Handschellen sagte mir der Kommissar: «Es tut mir leid. Sie haben alles richtig gemacht. Sie gehören nicht ins Gefängnis!» Als ich schliesslich in meiner Haftzelle auf der Quarantänestation der Untersuchungshaft gelandet war, auf acht Quadratmeter, empfand ich das wie eine Vollbremsung meines bisherigen Lebens.

Täglich habe ich mit meiner Frau zusammen in drei verschiedenen Praxen gearbeitet. Ich konnte plötzlich keinen Patienten mehr behandeln oder beraten. Ich hatte im Laufe meines Arbeitslebens eine gewisse Arbeitssucht entwickelt und ich hatte ein ausgeprägtes Helfersyndrom. Meinem Helfersyndrom konnte ich in der Haft weiter nachgehen. Denn später, als ich in der Haftanstalt Arbeit bekam, hatte ich wieder reichlich Gelegenheit, anderen Mitgefangenen zu helfen.

Aber jetzt war ich 23 Stunden allein auf acht Quadratmetern. Ich musste mich also mit mir selbst beschäftigen. (...)

Rückblickend würde ich sagen, dass ab dem sechsten Lebensjahr mein Berufswunsch eindeutig feststand. Ich wollte Arzt werden und nichts anderes (…)

Ich schaffte mein Physikum und suchte mir sofort einen Professor, der mir eine Doktorarbeit verschaffen konnte. Der Professor, den ich fand, war Leiter des Hygieneinstituts und gab mir eine Arbeit im Labor. Ich sollte bei all diesen Antibiotika die minimale Hemmkonzentration feststellen, also die Konzentration, die einen Keim vollständig am Wachstum hemmt. Die Kulturen, die ich fertigte, kamen bei einer bestimmten Temperatur für 24 Stunden in den Brutschrank.

Am nächsten Tag holte ich die Kulturen aus dem Brutschrank, zählte die Bakterienkolonien und trug sie in Diagramme ein und fertigte danach Grafiken an. Nach vier Monaten gab ich meine Arbeit sauber gedruckt beim Professor ab. Am nächsten Tag bestellte er mich ein und sagte mir, dass ihm die Ergebnisse bei den stäbchenförmigen Bakterien nicht gefallen. Mit diesen Werten könne er nicht nach Tokio zur Firma Takeda fliegen. Ich sollte also meine Ergebnisse fälschen bzw. Korrekturen durchführen, bis der Firma das Ergebnis gefallen könnte.

Es handelte sich um verschiedene Antibiotika, die keinerlei Wirkung bei Bakterien zeigten, die immerhin gefährliche Erkrankungen bei Kindern auslösen können. Ich sagte dem Professor, dass ich mich an diesem Betrug nicht beteiligen wollte, und zog meine Arbeit zurück. Meine Kommilitonen erzählten mir Ähnliches, erfüllten aber die Wünsche der Professoren ohne schlechtes Gewissen.

Für mein bestandenes Physikum bekam ich von einer Pharmafirma ein teures Pathologiebuch als Geschenk nach Hause geschickt. Weshalb, erfuhr ich Jahre später, als ich genau von dieser Firma Besuch in meiner Praxis erhielt, die die Gegenleistung für dieses Geschenk einzufordern versuchten. Sie wollten, dass ich für sie Medikamente an meinen Patienten austeste. Ich bot ihnen an, dass sie das geschenkte Buch wieder mitnehmen könnten. (...)

Nach drei weiteren Staatsexamen war ich endlich Arzt und konnte mir aus mehreren Abteilungen aussuchen, wo ich arbeiten wollte. Ich hatte also den schönsten Beruf der Welt und bekam am Ende des Monats sogar noch Geld dafür. Manchmal arbeitete ich fast 72 Stunden durch, ohne zu schlafen. Ich arbeitete wie in Trance und habe mir trotzdem nie etwas zuschulden kommen lassen. Es gab nie eine Unachtsamkeit oder einen ärztlichen Kunstfehler, weil mir das Leben meiner mir anvertrauten Patienten heilig war.

Da Schlafen oder Ausruhen im Krankenhaus eher Luxussache ist, schlenderte ich mal nachts über die Flure der einzelnen Abteilungen, um in Bewegung zu bleiben. Bis zum nächsten Piepsen von der Intensivstation. Um 2:00 nachts entdeckte ich auf dem Flur einer Station eine Blutspur, die vermutlich von einem Patienten verursacht wurde. Die Blutspur führte von einem Zimmer bis zur Toilette und wieder zurück. Ich ging dieser Blutspur nach und fand einen komatösen, kreidebleichen 5-jährigen Jungen in seinem blutverschmierten Bett. Er hatte eine flache Atmung und einen stark beschleunigten Pulsschlag.

Ich telefonierte sofort mit meinem Oberarzt, der mir sagte, ich solle den Jungen sofort in den OP fahren, er wäre sofort da. Der Kleine hatte im Laufe des Vormittags eine Entfernung der Mandeln mit der Komplikation einer Nachblutung. Über die Zentrale liess ich den HNO-Arzt anrufen, der nach zehn Minuten im OP erschien. Der Kleine hatte fast die Hälfte seines Blutvolumens verloren und er brauchte mehrere Blutkonserven, um wieder einen normalen Hämoglobinwert zu haben. Der HNO-Arzt hatte starke Schwierigkeiten, die nachblutende Arterie zu finden.

Wir kämpften bis früh in den Morgen um den Jungen, bis er schliesslich auf meiner Intensivstation landete. Mittags bei der Visite sass er vergnügt im Bett und mir kamen die Tränen vor Glück. Ein Menschenleben gerettet. Das gibt so viel Motivation und schüttet Glückshormone aus. Mit so einem Erfolgserlebnis ein Leben erhalten zu haben, schweben sie wochenlang auf Wolke sieben.

(…)

Mir wurde immer wieder klar vor Augen geführt, dass jeder von uns eine Idee Gottes ist. Jeder von uns ist ein Unikat und unwiederbringlich einmalig. Und die Natur hat es so eingerichtet, dass wir uns gegenseitig schützen und helfen müssen und dass wir uns niemals dazu verleiten lassen dürfen, anderen Menschen Leid zuzufügen.

Vor einigen Jahren durfte ich auf Kos, die Wirkungsstätte von Hippokrates, im Rahmen einer Woche für Ärzte, die Naturheilverfahren lernen wollten, den hippokratischen Eid – im Original auf Altgriechisch gesprochen – vom Bürgermeister von Kos hören. Im Apollon Theater, mit Hunderten weiteren Ärzten. Für meine Frau und mich war das ein ergreifender Moment und ich war in diesem Moment stolz, Arzt sein zu dürfen. Ein absolutes Privileg. (…)

Über die Zeit nach seiner Weiterbildung zu Naturheilmedizin: 

Ziel aller therapeutischen Interventionen war die Wiederherstellung der Autoregulation des göttlichen Immunsystems. Der Patient lernte also unter anderem auch durch begleitende Veränderung der Ernährungsgewohnheiten, sich dauerhaft ohne Arzt und ohne chemische Medikamente selbst gesund zu erhalten.

Das alles war anstrengend und sehr zeitintensiv. Damit habe ich auch mein Praxisteam sehr in Anspruch genommen. Eines Tages, am frühen Freitagabend, schrie mich meine völlig überarbeitete Sprechstundenhilfe an: «Sie können doch nicht die ganze Menschheit retten.» Ich war sehr überrascht und sagte spontan. «Aber man kann es doch wenigstens versuchen.»

In der Corona-Zeit haben wir genau dieses Therapiekonzept erfolgreich weiter durchgeführt. Die meisten Patienten, die an Corona erkrankt, waren innerhalb einer Woche wieder vollumfänglich gesunden, ohne Nachwirkungen. Ein einziger Patient von mir musste für eine Woche ins Krankenhaus.

Zwei weitere hatten hohes Fieber und benötigten intensive Therapie mit Ozon, Sauerstoff und Hochdosis Vitamin B-Infusionen. Die Therapie dauerte 10 bis 12 Tage, bis alle Symptome beseitigt waren. In meiner Praxis ist während der Corona-Zeit nicht ein einziger Patient daran gestorben. Wir haben täglich den Patienten die Angst vor Corona genommen und ihnen hilfreiche Konzepte an die Hand gegeben, wie sie ihr Immunsystem trainieren und fit halten können.

Ich versicherte meinen Patienten immer wieder, dass wir gemeinsam in Liebe und mit Gottes Hilfe durch diese Krise kommen werden. Meine Patienten wählten den Weg in meine Praxis, um naturheilkundlich behandelt zu werden.

Ich habe immer meine ärztliche Schweigepflicht eingehalten und mich an den Hippokratischen Eid und das Genfer Gelöbnis des Weltärztebundes gehalten. Das Selbstbestimmungsrecht des Patienten, wie im Genfer Gelöbnis gefordert, war mir immer heilig. Ich habe nie etwas gegen den Willen eines Patienten unternommen. (...)

Es kamen viele neue Patienten während der Corona-Zeit zu mir, die naturheilkundliche Beratung und Aufklärung wünschten und die sich mit der Wirkung und möglichen Nebenwirkungen der bevorstehenden Corona-Impfung beschäftigten.

Etwas war vollkommen neu – die Angst und Panik und die Verzweiflung, als ob die Welt untergehen sollte. Wichtig war mir zunächst, mehr Sachlichkeit in die Debatte zu bringen, die Angst zu reduzieren und über sinnvolle Prophylaxe zu sprechen.

Damals kam ein 17-jähriger junger Mann notfallmässig in meine Praxis mit stärksten Kopfschmerzen und Sehstörungen sowie Sprachstörungen. Wir stellten eine stark reduzierte Sauerstoffsättigung von 92 Prozent fest. Er hatte einen erhöhten CO₂-Gehalt im Blut, was eine Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff nach sich zog und die Kopfschmerzen, Sehstörungen und Sprachstörungen erklärte. Dieser Zustand war lebensgefährlich und wurde durch permanentes Tragen einer FFP-2-Maske während einer fünfstündigen Mathearbeit erzeugt.

Wir brauchten fast zwei Stunden, um die Sprach- sowie Sehstörungen aufzuheben. Die Kopfschmerzen nahmen zwar an Heftigkeit ab, verschwanden allerdings erst ganz um 23:00 in der Nacht, also zehn Stunden später. Die normale Sauerstoffsättigung liegt übrigens bei 99 Prozent. Unter 90 Prozent besteht akute Lebensgefahr. Irreversible zerebrale Schädigungen sind bei Werten um 92 Prozent möglich. In der Industrie ist im Übrigen vorgeschrieben, nach 70 Minuten bei einer FFP2-Maskenbenutzung mindestens eine Stunde frei zu atmen, also ohne Maske an frischer Luft.

Die Impfungen standen unmittelbar bevor und die Panik nahm stetig zu. Einige meiner langjährigen Patienten fragten mich, ob sie sich impfen lassen sollten und ob ich sie dann wegen etwaiger auftretender Nebenwirkungen biologisch behandeln könnte. Obwohl ich überhaupt nicht wusste, was für Komplikationen und Nebenwirkungen auf mich zukommen könnten, bejahte ich und sagte aber, dass ich therapeutischen Erfolg nicht garantieren könne, weil es keine Informationen über die Impfung gab.

Auch telefonisch kontaktierte Kollegen konnten mir nicht weiterhelfen. Es gab nur noch Ratlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Deshalb entschloss ich mich zu diesem Zeitpunkt, es als meine Hauptaufgabe anzusehen und als meine heilige Verpflichtung, meine Patienten in dieser Krise nicht allein zu lassen. (...)

Ich erinnerte die Patienten immer an die Macht der Gebete. In der Praxis mehrten sich in den kommenden Wochen anfallsartige Angst und Panikattacken bei vielen Patienten, vor allem bei Müttern mit mehreren Kindern. Es kamen Patienten zu mir, die in Kassenarztpraxen arbeiteten und selber schimpften und berichteten.

Von eigentümlichen Häufungen von bestimmten Erkrankungen [wie] Myokarditis, Endokarditis, Perikarditis nach Impfungen von jungen sportlichen Männern nach mehr[sic]. Nach Impfungen. Zufall. Ausnahme. Panik. Psyche. Die Arbeitgeber dieser Patienten wurden auch etwas skeptisch und sahen gewisse Zusammenhänge. Trauten sich aber nicht, das auszusprechen.

Zu diesem Zeitpunkt kam ein schwerkranker Patient zu mir in die Praxis, der zweimal bereits in Marburg geimpft war. Die letzte Impfung hatte er vor 14 Tagen. Er hatte hohes Fieber, bekam kaum Luft und kam schleppend die Treppe zu mir in die Praxis hoch. 39,8 Grad Fieber, schneller Puls und eine Sauerstoffsättigung von 93 Prozent und Schmerzen bei der Atmung. Er hatte eine atypische kleinflächige Pneumonie. Cephalgien, Herzstolpern, Sehstörungen und extreme Müdigkeit und Erschöpfung.

Die erste echte Corona-Erkrankung hatte er nach zweifacher Impfung. Ein Impfdurchbruch mit schweren Komplikationen. Er kam täglich zur Behandlung. Nach zwölf Tagen war er wieder gesund und wir konnten eine Krankenhausbehandlung vermeiden. Ich war glücklich, jemanden vor Krankenhausbehandlung mit konsekutiver Beatmung bewahrt zu haben. (...)

Ich arbeitete inzwischen in meiner Praxis von morgens 7 bis 24 Uhr und konnte wegen dieser ganzen Eindrücke aus meiner Praxis auch keinen Schlaf mehr finden. Eine über 80-jährige Frau, die einen Heimplatz in einem Altenheim hatte, kam mit ihrer Betreuerin zweimal die Woche für eine spezielle Injektion in die Praxis, weil sie in einer Lungenklinik eine Operation hinter sich gebracht hatte.

Die Betreuerin erzählte mir, dass seit dem Impfprogramm im Altenheim jeden Tag 3 bis 4 Zimmer frei würden und die betreute alte Frau jetzt keine Impfung mehr haben wollte, weil sie noch nicht sterben wollte. Ich hörte von Patienten, dass sie nach der Impfung Vater, Mutter, Tanten und Geschwister durch plötzlichen Schlaganfall, Herzinfarkt oder Hirnvenen-Thrombose verloren hätten. (...)

Vor meinen Augen ist hier in der Untersuchungshaft während der Freistunde ein 52-jähriger Gefangener aus Mazedonien an einem plötzlichen Schlaganfall verstorben. Nach der dritten Impfung mit mehreren Mitgefangenen haben wir den Patienten in die Position zur Reanimation gebracht und wollten gerade damit beginnen, als wir von einer Krankenschwester und JVA Beamten auf unsere Zellen geschickt wurden.

Ich wurde als Arzt daran gehindert, einem Menschen zu helfen. Ein schlimmes Gefühl, nicht helfen zu dürfen. Der Patient ist vor unseren Augen im Freistunden-Hof ohne adäquate Hilfe gestorben.

Noch ein paar Zeilen aus unserer Berufsordnung: Paragraf zwei Allgemeine ärztliche Berufspflichten. 

Erstens: Der Arzt übt seinen Beruf nach seinem Gewissen, den Geboten der ärztlichen Ethik und der Menschlichkeit aus. Er darf keine Grundsätze anerkennen und keine Vorschriften oder Anweisungen beachten, die mit seiner Aufgabe nicht vereinbar sind oder deren Befolgung er nicht verantworten kann. 

Zweitens: Der Arzt hat seinen Beruf gewissenhaft auszuüben und dem ihm bei seiner Berufsausübung entgegengebrachten Vertrauen zu entsprechen. Er hat dabei sein ärztliches Handeln am Wohl des Patienten auszurichten. Insbesondere darf er nicht das Interesse Dritter über das Wohl des Patienten stellen.

Vielleicht zum Abschluss noch das Wort eines Wissenschaftlers, weil Wissenschaft uns ja die letzten Jahre begleitet hat. Werner Heisenberg, Quantenphysiker: «Der erste Schluck aus dem Becher der Wissenschaft führt zum Atheismus. Aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott.» (…)

Benjamin Franklin, einer der Gründungsväter der USA, hat einmal gesagt: «Wer bereit ist, wesentliche Freiheitsrechte für kurzzeitige Sicherheit aufzugeben, hat weder Freiheit noch Sicherheit verdient und wird am Ende beides verlieren.»

Keine Macht der Welt kann mich daran hindern, die Gebote Gottes einzuhalten.

10. Juli 2023
von: