Chapeau! – für DIE TANTEN

Der Verein DIE TANTEN unterstützt junge Menschen in Krisen, sei es mit einem finanzielle Zustupf oder einem offenen Ohr – gerade auch in der aktuellen Situation, in der viele unter Depression und Isolation leiden.

Die TANTEN-Gründerinnen Pia Steiner, Josefine Krumm und Alice Lüps / © zVg

Haben Sie eine Lieblingstante? Eine, zu der Sie als Kind geflüchtet sind, wenn Sie von zu Hause weglaufen wollten? Die Ihnen zugehört hat, wenn alles schief lief? Die Ihnen ab und zu, im Notfall sozusagen, heimlich etwas Geld zugesteckt hat, und die Ihnen heute noch kluge Ratschläge gibt, auf die Sie nicht hören würden, wenn sie von der Mutter kämen?

So eine Tante ist Gold wert – auch wenn es nicht wirklich die eigene Tante ist. Das sagten sich Pia Steiner, Josefine Krumm und Alice Lüps und gründeten 2014 den Verein DIE TANTEN, welcher junge Menschen zwischen 18 und 30 unterstützt. «Immer wieder begegnen wir jungen Erwachsenen, die in Krisen allein sind. Sie brauchen jemanden, der an sie glaubt, sie ermutigt und ihnen die dringend benötigte Nestwärme gibt. All das gaben uns früher unsere Tanten, und wir wollen es weitergeben», so das Credo der TANTEN. «Was wir anbieten, ist punktuelle Hilfe und keine längerfristige Prozessbegleitung, dafür gibt es Fachstellen, zum Beispiel wenn jemand eine Therapie oder eine Schuldenberatung braucht», erklärt Josefine Krumm. «Oft geht es um einmalige finanzielle Zustüpfe, zum Beispiel für eine Zahnarztrechnung oder die Anmeldegebühr für ein Studium. Oder es kontaktieren uns junge Menschen, die sich nicht getrauen, allein auf ein Amt zu gehen, und sich die Begleitung einer Tante wünschen. Auf der anderen Seite bekommen wir aber auch viele Anfragen von jungen Menschen, die einfach ein offenes Ohr oder einen guten Rat brauchen.» 

Seit Corona und dem damit einhergehenden Social Distancing ist uns bewusster denn je geworden, wie wichtig zwischenmenschliche Kontakte sind. Während der Lockdowns sind viele Menschen, und Jugendliche ganz besonders, auf Grund ihrer Isolation in eine Depression abgerutscht. Dies zeigt auch eine Umfrage der Universität Basel von November 2020. DIE TANTEN sind also nötiger denn je und führen ihre Aktivitäten unter Einhaltung der Covid-Protokolle auch jetzt weiter – Gespräche finden nun entweder virtuell oder bei einem Spaziergang statt.

Im Oktober 2020 haben DIE TANTEN den Frauenpreis des Aargauischen Katholischen Frauenbundes erhalten, und heute möchten wir den Hut vor ihnen ziehen, denn was wir in diesen seltsamen Zeiten mehr brauchen denn je, sind Menschen, die uns Vertrauen und Zuversicht verleihen – Tanten eben.

Kommentare

Falsche Wortwahl Social Distancing

von juerg.wyss
Ein bisschen Menschlichkeit in dieser verdrehten Welt. Auch von mir ein herzliches Dankeschön an die Tanten. Ich hätte zwar nicht erwähnt, dass die Tanten auch Zustüpfe geben, sie werden wahrscheinlich mit Bettelmails überlastet sein die nächste Zeit. Aber nun zu meinem wirklichen Problem: Social Distancing kommt nicht von Corona, social Distancing kommt von physical Distancing, und physical Distancing kommt von Corona. In einer verdrehten Welt fällt niemand bewusst auf, dass man sich wegen "Corona" physisch von Infizierten fernhalten muss, dies heisst aber nicht dass man nicht mehr mit Infizierten telefonieren darf. So nun kennt Ihr den Unterschied zwischen social distancing und physical distancing