Der moderne Lebensstil lässt unser Gehirn schneller schrumpfen

Eine neue Studie zeigt, wie sehr wir uns mit unserer Ernährung und dem Mangel an Bewegung schaden. Im Vergleich mit den bolivianischen Tsimane-Indigenen schrumpfen unsere Gehirne im Alter 70 Prozent schneller, was unter anderem das häufigere Auftreten von Demenz zur Folge hat. Die Schulmedizin ist dagegen machtlos.

© Peter Dawn / Unsplash

Wir wachsen im Glauben auf, dass die moderne Schulmedizin die beste Option ist, um uns gute Gesundheit und eine höhere Lebensqualität zu ermöglichen. Alternative Heilmethoden, Hausmittelchen und ganzheitliche Ansätze werden oft belächelt und als wenig wirkungsvoll abgetan. Dass diese Haltung revidiert werden muss, zeigt eine neue Studie der University of Southern California (USC).

Untersucht wurden die Gehirne von 746 Tsimane-Indigenen, die im bolivianischen Amazonasgebiet leben. Dabei zeigte sich, dass sich ihr Gehirnvolumen im Alter um 70 Prozent langsamer verkleinert als bei Europäern und Amerikanern. Dies bedeutet unter anderem ein stark vermindertes Risiko, an Demenz zu erkranken oder an kognitiven Beeinträchtigungen zu leiden. Bereits 2017 zeigte eine Studie, dass eine Verkalkung der Herzkranzgefässe bei den Tsimane fünf Mal wenig häufig auftritt als im Rest der Welt. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkte kommen praktisch nicht vor. 

Als Grund für diese Befunde geben die Forscherinnen und Forscher den gesunden Lebensstil der Indigenen an. Sie haben zwar praktisch keinen Zugang zu schulmedizinischer Versorgung, sind aber beim Jagen, Fischen und dem Betreiben von Landwirtschaft körperlich aktiv. Ausserdem behandeln sie Krankheiten mit traditioneller Medizin und ernähren sie sich ballaststoffreich mit Gemüse, Fisch und magerem Fleisch. Im Gegensatz dazu nehmen Menschen in Industrieländern viel zu viele weiterverarbeitete Lebensmittel und gesättigte Fette zu sich und bewegen sich kaum. «Die Tsimane zeigen, wie schädlich der moderne Lebensstil für unsere Gesundheit ist», betont Andrei Irimia, eine der Autorinnen der Studie.

Auch wenn indigene Bevölkerungen oft als rückständig betrachtet werden, zeigt dieses Beispiel: Wenn, dann müssen wir von ihnen lernen, und nicht umgekehrt. Denn offenbar ist der moderne Lebensstil so weit von den natürlichen Bedürfnissen des Menschen abgedriftet, dass er uns eher krank macht als uns ein «besseres» Leben garantiert.