Die Ferne in die Nähe holen

Denn wenn man sich das Ferne in die Nähe holt und es genau betrachtet, erhält es plötzlich eine Fratze, einen Geruch, eine Textur.

Fukushima, Kriege um Rohstoffe, Pestizide – alles irgendwie weit weg: Japan 10 000 Kilometer, Kriege um Rohstoffe nur ausserhalb Europas und Pestizide sind ohnehin unsichtbar. Doch ist das wirklich so? Denn wenn man sich das Ferne in die Nähe holt und es genau betrachtet, erhält es plötzlich eine Fratze, einen Geruch, eine Textur. Und möglicherweise entwickelt man Verständnis dafür, was anderswo passiert.
Empathie heisst das auf griechisch, Mitgefühl auf deutsch. So steht Japan schnell einmal vor der Haustüre. Nicht weil man Beznau & Co. plötzlich wahrnimmt, sondern weil atomare Strahlung keine Grenzen kennt, siehe Tschernobyl. Ähnlich verhält es sich bei den Rohstoffen: Um Erdöl, Kupfer, seltene Metalle oder Sand wird zwar meistens in Ländern des Südens gekämpft. Doch verbaut und verwaltet wird es (auch) hier, zwischen Zug, Zürich und Genf. Die Schweiz, eine versteckte Kolonialmacht?
Und dann sind da noch die Pestizide. Das sind jene Substanzen, die auf unsere Feldfrüchte gesprayt werden, um andere Lebewesen, die als Pflanzen, Insekten oder Pilze ebenfalls an ihnen interessiert sind, zu töten. Glyphosat, das weltweit am meisten verkaufte Herbizid, das gemäss diverser Studien längst millionenfach in den Organismus von Menschen gedrungen ist, wurde inzwischen sogar von der Weltgesundheitsorganisation als möglicherweise krebserregend eingestuft. Wie nahe ist uns also das scheinbar Ferne, wenn wir es bereits in unseren Körpern tragen?         





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