Die Trinkwasserinitiative erreicht Europa

Mit einem Appell an die EU und die deutsche Regierung warnen europäische Wasserversorger vor irreversiblen Trinkwasserbelastungen. Sie fordern eine konsequente Ökologisierung der Agrarsubventionen und erzielen damit in der EU und Deutschland grosses Medienecho. Die Forderungen decken sich mit jenen der Schweizer Trinkwasserinitiative, die im Juni zur Abstimmung kommt.

(Foto: Amaan Ali / unsplash)

„Unsere Wasserressourcen sind unsere wertvollste Lebensgrundlage und Vorsorge. Durch den Klimawandel werden sie zunehmend gefährdet und immer kostbarer.“, so Prof. Dr. Matthias Maier, Präsident der Internationale Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet (IAWR). Am 14.12.2020 hat die IAWR deshalb im Namen zahlreicher Wasserversorger aus der EU und Schweiz mit insgesamt über 80 Millionen Trinkwasserkonsumenten einen grossangelegten Appell eingereicht.

Der Appell richtet sich an die Schlussverhandlungen zur Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und wurde an alle 27 Landwirtschaftsminister in der EU, die Entscheidungsträger im Europäischen Parlament und der Europäischen Kommission sowie die deutsche Bundesregierung gesandt.

„Mit dem Appell möchten wir zum Schutz unserer Trinkwasserressourcen eine rasche Ökologisierung der Agrarsubventionen erreichen sowie die Klimaschutz-, Biodiversitäts- und Null-Schadstoff-Strategien unterstützen“, so Roman Wiget, Präsident der Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR) und Berner Trinkwasserversorger. „Heute fördern die Agrarsubventionen nicht nachhaltige Produktionsformen, die unserer Gesellschaft und Umwelt jährlich  Schäden in Milliardenhöhe zufügen und uns nach und nach die Lebensgrundlagen entziehen.“

Die konventionelle Landwirtschaft ist mit zu  hohen  Einträgen von Pestiziden,  Gülle  und Düngemitteln in Luft, Böden und Wasser verbunden. „Da die einmal freigesetzten Stoffe nicht mehr zurückgeholt werden können und grossflächig in unseren Trinkwasserressourcen nachweisbar sind, müssen wir immer weitere, teure und energieintensive Aufbereitungsanlagen auf Kosten der Bevölkerung bauen.“, fasst Matthias Maier die kritische Situation zusammen. „Zudem lässt sich absehen, dass in Zukunft auch eine Nachrüstung der Wasserwerke nicht mehr ausreichen wird, um alle Belastungen zu entfernen.“

„Zu viel Dünger und Nährstoffe, zu hoher Pestizideinsatz, zu viel Antibiotika in der Tiermast: Diese Defizite können wir mit der nachhaltigen  Umlenkung der Agrarsubventionen in den Griff bekommen“, ist Roman Wiget überzeugt. „Genau dies beabsichtigt in der Schweiz die Trinkwasserinitiative, weshalb wir diese vorbehaltlos und seit Beginn unterstützen.“ Die Trinkwasserinitiative kommt am 13. Juni 2021 vors Schweizer Stimmvolk.

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Die IAWR, Internationale Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet, zu der auch zahlreiche Schweizer Wasserversorger und das gesamte Aare-Einzugsgebiet gehören.  Der Appell  der IAWR wird ebenfalls  mitgetragen  von den Trinkwasserversorger-Gemeinschaften in den Einzugsgebieten von Maas  und Schelde und vom Dachverband des europäischen Wasser-Sektors EurEau voll unterstützt.