Das Klima lässt sich beeinflussen – das behaupten Patente, diskutieren Geheimdienste und befürchten besorgte Bürger. Nur die Behörden halten noch dagegen und verweigern Messungen und Aufklärung. Aber: «Die Fakten sind auf dem Tisch und der Beweis erbracht», sagt der Schweizer Regisseur des Dokumentarfilms «Overcast»

Seit 14 Jahren machen sich viele Menschen Sorgen um die Wolkenbildung durch Flugzeuge. Einige vermuten dahinter ein laufendes Klimaexperiment und bezeichnen die Flugzeugstreifen als Chemtrails.  Der Schweizer Journalist Gabriel Stetter war der erste im deutschsprachigen Raum, der diese Vermutungen anfangs 2004 in der Zeitschrift raum & zeit bekannt machte. Er berief sich dabei auf das Welsbach Patent von 1991. Darin war eine Methode zur Reduktion der Klimaerwärmung beschrieben. Durch die Ausbringung von Metallpartikeln in die Atmosphäre würde ein Teil des Sonnenlichts zurück ins All reflektiert werden, was zur einer Abkühlung der Erde führen würde. Die Metallpartikel könnten dem Treibstoff beigemischt werden oder auch über Tanks direkt in den kalten Abgasstrom der Triebwerke geleitet werden. Solche technologischen Eingriffe zur absichtlichen Veränderung des Klimas werden gemeinhin als Geoengineering bezeichnet. 2009 hatte der Slowake Mark Hucko die Idee, den Treibstoff analog zu Sonnencremes in unterschiedliche Sonnenschutzfaktoren einzuteilen, um so das Klima mit Hilfe des Flugverkehrs zu regulieren und zu schützen. Die Zugabe von Sulfat oder Metallpartikeln verleihe dem Treibstoff einen hohen Sonnenblockfaktor. Viele Standard-Treibstoffe verfügten bereits jetzt über einen Sonnenblockfaktor, weshalb die Abgase des Flugverkehrs schon jetzt zu einem kühlenden Effekt beitragen, so Hucko in seiner Patentschrift von 2009.  Ab 2008  wurde der Einsatz von Geoengineering zur Bekämpfung des Klimawandels langsam auch von der akademischen Wissenschaft ernst genommen. Denn jahrelang war Geoengineering an Universitäten tabu und wurde nur innerhalb des militärisch-industriellen Komplexes diskutiert. Der Öffentlichkeit wurde Geoengineering als etwas Neues vorgestellt, obwohl diese Ideen seit mehr als zwei Jahrzehnten bekannt waren und  auch von Stetter beschrieben wurden. Heute stehen wir kurz vor der Implementierung des zivilen Geoengineerings. Erste offizielle Feldversuche fanden bereits statt.

Ganz normale Kondensstreifen
2008 fasste ich den Entschluss, einen professionellen Film über die Thematik zu drehen. Als ich mit den Dreharbeiten begann, war mir klar, dass die künstliche Bewölkung durch Flugzeuge ein Eingriff in das Klima und die Natur ist, der nicht gutgeheissen werden kann. Der endgültige Beweis für ein laufendes Klimaexperiment, der vor Gericht ausgereicht hätte, fehlte jedoch. Es lag auf der Hand, dass eine chemische Messung auf Flughöhe darüber Klarheit verschaffen könnte. Ulrich Schumann vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt rechnete mit einer halben Million Euro für eine solche Messung. Auch Michael Minnis, Wolkenexperte bei der NASA sah für ein solches Forschungsprojekt einen ähnlichen Betrag vor, der fast das Zehnfache des gesamten Filmbudgets ausgemacht hätte. So blieb uns nichts anderes übrig, als die Messung mit begrenzten Mitteln und Ressourcen selber durchzuführen. Wie im Film gezeigt wird, fanden wir in einem der zwei Messflüge einen weiteren ernstzunehmenden Hinweis für ein laufendes Klima- oder Militärexperiment, auch wenn die Messungen nicht wie erwünscht verliefen.
Eigentlich wäre es aber Aufgabe der Behörden, die dafür in Frage kommenden wissenschaftlichen Institute für eine solche Messung zu beauftragen. Die Behörden beantworteten die Anfragen von besorgten Bürgern jedoch seit über zehn Jahren mit einem Standardschreiben, das in allen westlichen Nationen gleich tönt. Der Flugraum sei gut genug überwacht, weshalb eine solches Experiment nicht unerkannt bliebe, die Streifen seien das Resultat von atmosphärischen Bedingungen und würden durch den Anstieg des Flugverkehrs vermehrt auftreten. Rebekka Reichlin, Pressesprecherin des Bundesamts für Umwelt, meinte: Die Ausbringung von Chemikalien sei verboten und der Flugraum so gut überwacht, dass eine Geheimhaltung unmöglich wäre und es dementsprechend keine Grundlage gäbe, dieses Phänomen zu untersuchen. Würde die Staatsanwaltschaft auf diese Weise argumentieren, könnte man die Ermittlungen von Verbrechen glatt einstellen. Da laut dieser Logik unmöglich Verbrechen geschehen können, weil sie verboten sind und der öffentliche Raum so gut videoüberwacht ist.

Keine Messungen von Aluminium und Barium
Die führenden Kondensstreifenforschungsinstitute des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt, der NASA oder des UK Met Office haben zwar etliche chemische Messungen in Kondensstreifen durchgeführt, jedoch ohne die verdächtigen Stoffe Aluminium und Barium zu messen. Diese Elemente gehören auch nicht zum regulären Messprogramm der nationalen Feinstaubmessungen. Einzig vom Bayerischen Landesamt für Umwelt wurde bekannt, dass  Aluminium und Barium in Staubniederschlagsmessungen gemessen und auch gefunden wurden, jedoch ohne dass für diese Elemente ein Grenzwert definiert wurde. Für Aluminium und Barium besteht laut EU-Gesetzgebung und internationalen Abkommen auch gar kein Messbedarf, wie das deutsche Umweltbundesamt schrieb. Die Vermutungen von zahlreichen besorgten Menschen wurden also seit den ersten Berichten bis zum heutigen Tag in keiner offiziellen Studie untersucht, geschweige denn widerlegt. Trotzdem bezeichnen alle offiziell etablierten wissenschaftlichen Institute die Existenz eines laufenden Klimaexperiments als unmöglich und absurd.

Dürftige Meinungsumfrage als Wissenschaft verkauft
Etwa drei Monate nach Erscheinen meines Films «Overcast»auf DVD verkündeten einige der grössten Zeitungen, Zeitschriften und wissenschaftlichen Publikationen der USA und Europas, dass Chemtrails erstmals wissenschaftlich untersucht und widerlegt worden seien. Die New York Times beispielsweise mit dem Titel: «Wissenschaftler sagen nein zur Chemtrail-Verschwörungstheorie». Der Spiegel schrieb: «Nun haben seriöse Forscher die Chemtrail-These erstmals untersucht.» Zu meiner Überraschung musste ich jedoch feststellen, dass hier eine banale Meinungsumfrage als wissenschaftlicher Beweis gegen die Existenz eines laufenden Klimaexperiments verkauft wurde. Der Autor der Meinungsumfrage war gar kein Wissenschaftler, sondern der führende Chemtrail Debunker Mick West, den ich ebenfalls für den Film interviewt hatte und der die Argumentation des Films kannte. Von 475 Wissenschaftlern, die angeschrieben wurden, gaben letztlich gerade mal 77 ihre Meinung zu vier Fotos und drei chemischen Wasser- resp. Luftanalysen ab. Trotzdem war der Fall für den Mainstream klar: Ein geheimes Klimaexperiment findet nicht statt. Mein Film dagegen wurde wie erwartet von den Massenmedien, wie auch von einigen Exponenten der Chemtrailszene mehrheitlich ignoriert, obwohl oder gerade weil ich mich um Ausgewogenheit und Sachlichkeit bemühte.

Matthias Hancke
Der Walliser Filmemacher Matthias Hancke: Sein Film über Chemtraisl erregte internationales Aufsehen; in der Schweiz ist er fast unbekannt.

In der Schweiz gründeten besorgte Bürger den Verein der Unparteilichen (VUP) und forderten vom Bundesamt für Umwelt (BAFU) u.a., Barium und Aluminium wieder in die Feinstaubmessungen miteinzubeziehen, eine Untersuchung einzuleiten und seiner Pflicht, für eine saubere Umwelt zu sorgen, nachzugehen. Obwohl die Standardantworten widerlegt wurden, sieht das BAFU weiterhin keinen Handlungsbedarf, auf die Forderungen einzugehen.
2013 haben Aktivisten aus 16 verschiedenen Ländern eine Petition bei der EU-Kommission eingereicht, um eine Untersuchung eines laufenden Klimaexperiments zu fordern. Auch diese Forderung wurde abgelehnt. Erwähnenswert ist, dass der Petitionsausschuss des Europaparlaments einer solchen Untersuchung 2014 bereits zugestimmt hat. Doch noch bevor das Europaparlament tätig werden konnte, kam das Aus von oben. Die EU fühlte sich nicht dafür zuständig, da es sich dabei um militärische Angelegenheiten handle.

Zehntausende von Todesopfern?
Unbestritten ist, dass die künstliche Bewölkung und die Ausbringung von Metallpartikeln durch den Flugverkehr zum Klimawandel und zu einer massiven Luftverschmutzung beitragen. Toxische Schadstoffe aus Flugzeugabgasen würden jährlich Zehntausende Todesopfer fordern, so eine neuere Studie des Massachusetts Institut of Technology (MIT). Forscher des MIT fanden im weiteren heraus, dass Mineralstaub und Metallpartikel zu den primären Quellen für die Bildung von Zirruswolken gehörten und nicht wie angenommen Russpartikel und Bakterien. Weil Mineralstaub und Metallpartikel nur etwa ein bis zwei Prozent des Feinstaubs respektive der Aerosole ausmachen, bedeute das, dass man lediglich ein bis zwei Prozent dieser Partikel verändern müsse, um einen grossen Einfluss auf die Wolkenbildung und somit auf das Klima zu erreichen. Charles Long vom Erdsystem Forschungsinstitut der NOAA meinte, dass Mensch gemachte Kondens-Zirren das Klima weit mehr beeinflussen würden als bisher angenommen. Er ging sogar so weit zu sagen, dass die künstliche Wolkenbildung durch die Luftfahrt bereits eine Form von ungewolltem Geoengineering sei. Ulrike Burkhardt vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt wies nach, dass die künstliche Bewölkung durch den Flugverkehr in einem einzigen Jahr einen grösseren Einfluss auf die Klima­erwärmung habe als das gesamte CO2, das in der Geschichte der Luftfahrt emittiert wurde.

Die Stoffe in den Patenten sind jetzt im Flugbenzin
Forscher der ETH Zürich, unter der Leitung von Prof. Ulrike Lohmann, analysierten am Flughafen Zürich die physikalischen wie auch chemischen Eigenschaften der Abgase aus den Turbinen dreier Verkehrsflugzeuge. Dabei fanden die Forscher nebst Russpartikeln 16 Metalle. Um die Quelle der Metalle zu eruieren, analysierte das Team den Treibstoff, das Getriebeöl und Ablagerungen von Turbinenverschleisskomponenten. Schwefel war das am häufigsten vorkommende Element im Treibstoff.  Auch Aluminium und Barium kamen nebst 15 weiteren Metallen im für die Zivilluftfahrt eingesetzten J-A1-Kerosin vor, so wie es in etlichen Patenten zur absichtlichen Klimaveränderung steht. Auch wenn diese Elemente in kleinen Konzentrationen vorkommen, ist die Verschmutzung massiv, wenn man bedenkt, dass der weltweite Flugverkehr pro Sekunde schätzungsweise 11 500 Liter an Treibstoff verbraucht. Rechnet man diese Werte hoch, kommt man auf etliche Tonnen an Aluminium und anderen Metallen, die pro Jahr emittiert werden, mehr als die 20 Tonnen pro Jahr, die laut Geo­engineering-Experten ausreichen, um das Klima merklich abzukühlen.

Zufall oder Absicht
Die immer noch relativ kleine Szene von Aktivisten und Aktivistinnen, die von einem laufenden Klimaexperiment überzeugt sind und davor warnen, tun sich schwer, sich zu vereinen und effektive Strategien zu entwickeln, um diese künstliche Bewölkung und Umweltverschmutzung zu stoppen. Lichtblick in der ganzen Aufklärungsarbeit war eine Anhörung zum Thema Geoengineering und Desinformation im italienischen Parlament. Die nationale Presse sowie die italienische Ausgabe der Huffington-Post haben im Vorfeld mit diskreditierenden Artikeln versucht, die Veranstaltung ins Wasser fallen zu lassen, indem sie vor dem Einzug der Verschwörungstheoretiker in den Senat warnten, jedoch vergeblich. Als Ergebnis wurde ein interministerieller Arbeitstisch zum Problem der atmosphärischen Emissionen durch den Luftverkehr eingerichtet.
Die künstliche Bewölkung durch den Flugverkehr und die Flugzeugemissionen sowie die Möglichkeit einer absichtlichen Klimaveränderung durch technologische Eingriffe müssten längst Teil der Klimadebatte sein und gehören nicht mehr länger ignoriert. Die Studien zeigen, dass wir es mit einem laufenden Klimaexperiment zu tun haben. Ob es sich dabei um ein absichtliches Klimaexperiment handelt oder nicht, sollte Gegenstand offizieller Untersuchungen sein und von grössten öffentlichem Interesse sein. Zbigniew Brzezinski, einer der grauen Eminenzen der US-Aussenpolitik und ehemaliger Präsidentenberater, schrieb 1970 in seinem Buch «Between two Ages» das Klima werde die ultimative Waffe für die geheime Kriegsführung, unabhängig davon, ob wirtschaftlich oder militärisch. «Es braucht nur eine kleine Gruppe von Leuten, die darüber Bescheid wissen, um den möglichen Feind damit in die Knie zu zwingen und ihm die US-amerikanischen Ansprüche aufzuzwingen.»

Der Film «Overcast», finanziert durch den Kanton Wallis und ein Crowdfunding, erschien 2015, wurde bis jetzt an über 15 internationalen Filmfestivals gezeigt, in neun Sprachen übersetzt und einige male ausgezeichnet. Trotzdem wird er vom Schweizer Fernsehen nicht ausgezeichnet, weil er Verschwörungstheoretikern eine Plattform biete. Der Film kann für CHF 25.– als DVD bestellt oder für CHF 4.10 als Stream angeschaut werden. www.overcastthemovie.com

Matthias Hancke (*1980 in Brig) studierte an der Universität Bern Geschichte, Medienwissenschaften und Ethnologie mit Fokus Film. 2010 gewann er einen Preis für den Kurzfilm “Unknown”. Matthias Hancke ist verheiratet, Vater von zwei Mädchen und lebt in Belp.