Game over – aber wo bleibt der Neustart?

«Game over – Neustart» – das Motto des diesjährigen McPlanet-Kongresses vom 24. bis 26. April in Berlin klang gut. Aber die Kongress-Realität mit den 1700 Teilnehmenden präsentierte sich anders: Die gleichen Themen, dieselben Schlagworte und die alten Botschaften, die schon vor zwei Jahren nicht gewirkt haben –  an jedem Stand, in fast jedem Workshop und in den Plenarveranstaltungen.

«Game over» mag sich vielleicht auf den Zustand des Finanzsystems und die Regierungen beziehen, die es für sein Weiterleben braucht. Aber die echten Impulse für einen «Neustart», den die Ökobewegung ja für sich beansprucht, suchte man fast vergebens. Die über hundert Workshops befassten sich fast ausnahmslos mit den klassischen Themen der Bewegung: Agrosprit, Überfischung oder Globalisierung. Die Bewegung glaubt ganz offensichtlich noch daran, dass sich die Finanzkrise schon noch richten lässt und man dem Kapitalismus vielleicht noch das eine oder andere Eingeständnis abringen kann, für Klimaschutz, erneuerbare Energien oder sanften Verkehr.

Aber die Chance zum fundamentalen Wandel sieht die Ökobewegung nicht. Wenn wir die Krise, deren Höhepunkt wir noch längst nicht erreicht haben, für ein grundlegend neues Wirtschafts- und Geldsystem nutzen, dann erledigen sich viele Probleme von selbst: die Umverteilung durch den Zins, die Umweltzerstörung durch den Wachstumszwang, den Hunger durch Agrokonzerne und Grossgrundbesitz.

Wenn die Regierungen kein Geld mehr haben, können sie nicht mehr regieren – es entsteht ein herrschaftsloser Zustand, der von den Kräften genutzt werden kann, die die Kunst der herrschaftslosen Ordnung beherrschen. Von dieser Kraft war in Berlin sehr wenig zu spüren. Der Neustart, der vor allem unsere Köpfe und Herzen ergreifen sollte, findet vor allem auf den Plakaten statt. Schade.

Das Potenzial wäre riesig: Wir sind viele, wir sind aktionserprobt, wir haben guten Willen – aber unsere Ziele sind die Ziele vor der Krise. Damit können wir die Probleme der Bürger nicht lösen. Denn darauf wird es ankommen. Wenn der Staat seinen Job nicht mehr machen kann, muss ihn irgendjemand übernehmen. Wer, wenn nicht wir?

Aktuelle Kongressberichterstattung:

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