Millimeterwellen: vor der Einführung gründlich prüfen
Eine Volksinitiative verlangt, dass die neuen Mobilfunkfrequenzen erst mit Nachweis der gesundheitlichen Unbedenklichkeit eingeführt werden dürfen.
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Der Mobilfunk explodiert. Zwischen 2010 und 2020 vergrösserte sich das Datenvolumen, das über das Mobilfunknetz transportiert wurde, 24’000 mal, eine Zahl, die man sich fast nicht vorstellen kann. Mit echtem 5G und erst recht mit 6G vergrössert sich die Datenmenge noch einmal drastisch. Dazu reichen die traditionellen Mobilfunkfrequenzen nicht mehr. Im Plan ist deshalb die Einführung der Millimeterwellen, die rund 30 mal mehr Daten transportieren können.

Nur: Die Gesundheitswirkungen dieser Wellen, die bereits bei niedrigeren Frequenzen umstritten sind, sind nicht geprüft. Die neuen Wellen sollen erst genutzt werden, «wenn der Nachweis erbracht ist, dass die Nutzung keine schädlichen und lästigen Auswirkungen auf den Menschen und seine natürliche Umwelt zur Folge hat», wie es die Volksinitiative verlangt, die am 11. November gestartet wurde.

Dass «lästige Auswirkungen» ebenfalls ausgeschlossen werden sollen, erstaunt vielleicht. Nun ist es aber so, dass Millimeterwellen sehr leicht in die Haut eindringen und sogar die Hornhaut schädigen können. Gänzlich unerforscht ist die Auswirkung auf die Insekten, deren Populationen in den letzten Jahren stark zurückgegangen sind.

Die Mobilfunkindustrie sagt, dass das Sonnenlicht viel stärker einstrahlt. Das trifft zu. Aber: Der Mensch hat sich im Verlauf der Evolution perfekt an das Sonnenlicht angepasst. Dazu kommt, dass die technischen Wellen nicht gleichmässig daherkommen, sondern scharf getaktet sind. Darauf ist unser Organismus, der durch feine elektromagnetische Impulse über das Nervensystem gesteuert wird, nicht eingestellt.

«Während jedes Medikament umfassend getestet und die Nebenwirkungen vor der Zulassung erforscht werden müssen, dürfen neue strahlende Technologien wie die Millimeterwellen ohne jede Prüfung eingeführt und in Umlauf gebracht werden», erklären die Initianten zur Lancierung.

Die Initiative klingt ein bisschen technisch. Die meisten Menschen werden nicht wissen, was Millimeterwellen sind. Auf der Strasse Unterschriften sammeln dürfte deshalb eher mühsam sein. Aber die Mobilfunkgegner sind eine heimliche Macht. Über 100’000 Personen haben in den letzten Jahren eine Einsprache gegen den Bau oder die Umrüstung einer Mobilfunkantenne unterschrieben. Die Initiative hat also durchaus Chancen, auch wenn sie zu einem ungünstigen Zeitpunkt lanciert wurde, nämlich im Herbst. Für die Unterschriftensammlung stehen zwei Winter und ein Sommer zur Verfügung.

Das Initiativkomitee wird von Rebekka Meier, der Präsidentin des Veereins Schutz vor Strahlung präsidiert. Weitere bekannte Mitglieder sind Ständerat Pirmin Schwander (SVP/SZ), Hansueli Jakob von Gigaherz, Peter Schlegel, Präsident von Frequencia und der Bargeld-Aktivist Richard Koller.

Weitere Informationen und Unterschriftenbogen:
https://millimeterwellen.ch

 

Grafik Datenvolumen

Quellen: ComCom, Sotomo, Statista

 

 

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