Vier Walliser Schafe und Ziegen als Schweizer Rassen anerkannt

Die Saaser Mutte, die Kupferhalsziege, die Grüenochte Geiss und die Capra Sempione fungieren seit Ende September offiziell auf der Liste der Schweizer Rassen des Bundes.

Die Kupferhalsziege ist eine von vier Walliser Rassen, die jetzt offiziell als «Schweizer Rasse» anerkannt sind (Foto: © pro specie rara)

Vier der Erhaltungsprojekte von ProSpecieRara haben einen wichtigen Meilenstein erreicht: Der Bund nimmt sie in die offizielle Liste der Schweizer Rassen auf. Dies ist nicht nur eine Anerkennung für die Arbeit von ProSpecieRara und der engagierten Tierhalter*innen, sondern ist auch eine Chance für die Rassen.

Das Prädikat «Schweizer Rasse» ist nicht nur für heimatverbundene Tierhalter wichtig, sondern auch, weil Fördermittel des Bundesamtes für Landwirtschaft beantragt werden können.

Die Rettung einer bedrohten Rasse läuft fast immer ähnlich ab: Eine alte Rasse, die vielleicht gar nie einen offiziellen Status oder Rassenamen hatte, weil sie in dieser Gegend einfach die Rasse war, gerät in Vergessenheit. ProSpecieRara oder aufmerksame Zeitgenossen bemerken das Verschwinden, worauf sich ProSpecieRara auf die Suche nach den letzten überlebenden Tieren und deren Halter macht. Gleichzeitig wird recherchiert, ob es sich tatsächlich um eine Rasse mit Geschichte handelt.

Sobald der Status geklärt ist, eröffnet ProSpecieRara ein Herdebuch und erfasst die vorhandenen Tiere inkl. deren Verwandtschaft, soweit bekannt. Falls die Rasse noch keinen Namen hat, wird ihr zusammen mit der Züchterschaft einer verliehen.

Bei den Saaser Mutten war der Name rasch gefunden: Die Schafe kamen noch primär im Saastal vor und «Mutte» ist der Walliser Ausdruck für Schaf.
Nun gilt es, die Rasse bekannt zu machen und sowohl im Ursprungsgebiet als auch darüber hinaus, neue Halter zu finden. Im Optimalfall wächst anschliessend das Züchternetzwerk,

Die Tiere werden mit Hilfe des Zuchtbuches geplant verpaart, so dass die Inzucht möglichst klein gehalten wird. Es finden regelmässig Züchtertreffen statt und man einigt sich auf einen Rassestandard, also ein gemeinsames Zuchtziel. Bis zu diesem Zeitpunkt werden diese «Rahmenhandlungen» alle von ProSpecieRara organisiert.

Mit der Gründung eines Zuchtvereins übergibt die Stiftung viel Verantwortung in die Hände des neuen Vereins. Bei den Walliserziegen war dies im vergangenen Sommer der Fall, wobei ein Vertreter von ProSpecieRara noch immer Mitglied im Vorstand ist. Bei den Saaser Mutten steht die Vereinsgründung noch an.

Da die historischen Hintergründe bereits gut recherchiert und dokumentiert waren, war die Anerkennung der vier Walliser Rassen eine Formsache. Anders sieht es fürs Schweizer Dreifarben- Kleinscheckenkaninchen aus, das seit einigen Jahren ebenfalls eine ProSpecieRara-Rasse ist. Denn das Bundesamt für Landwirtschaft hat definiert, dass nur Rassen als Schweizer Rassen anerkannt werden, deren Zuchtgeschichte schon vor 1950 begonnen hat. Das Dreifarben-Kleinscheckenkaninchen ist aber erst in den 1970er-Jahren entstanden. Die aktuelle Definition ist deshalb aus Sicht von ProSpecieRara nicht nachvollziehbar, denn sie bedeutet, dass nach 1950 keine offiziellen Schweizer Rassen mehr entstanden sein können. Die Stiftung setzt sich deshalb dafür ein, dass diese Definition angepasst wird.

Weitere Infos zu den vier «neuen» Schweizer Rassen

Saaser Mutte: Aktueller Bestand: 585 Auen, 110 Widder. Weitere Infos
Kupferhalsziege: Aktueller Bestand: 339 Geissen, 97 Böcke. Weitere Infos
Grüenochte Geiss: Aktueller Bestand: 85 Geissen, 32 Böcke. Weitere Infos
Capra Sempione: Aktueller Bestand: 87 Geissen, 43 Böcke. Weitere Infos

Quelle: www.prospecierara.ch