Was erwartet uns 2021?

Bislang war «Peak Oil» als Wendepunkt der maximalen Ölförderung ein Begriff. Nun fordern Wissenschaftler einen radikalen Wendepunkt auf anderem Gebiet: Mit «Peak Lifestock» wollen sie einen Rückgang der Nutztierhaltung einleiten.

Trügerische Idylle: Kaum mehr eine Schweizer Kuh steht auf grüner Weide. ©christian egli / unsplash

 

Im Jahr 2017 unterzeichnete die Schweiz das Pariser Klimaabkommen. Sie verpflichtete sich, ihre Treibhausgasemissionen bis zum Jahr 2030 um 50 Prozent gegenüber 1990 zu reduzieren, bis zum Jahr 2050 gar um bis zu 85 Prozent.

Nun mahnt eine Gruppe Wissenschaftler in einem Lancet-Artikel, auch die Landwirtschaft müsse daran mitarbeiten, die Ziele zu erreichen. Wie die Initiative Tier im Fokus berichtet, sei besonders die Tierindustrie gefragt: «Wächst die globale Tierproduktion weiter wie bisher, verantwortet sie bis 2030 alleine 49 Prozent der budgetierten Treibhausgasemissionen. Die restlichen Sektoren könnten dies unmöglich kompensieren.»

Deshalb fordern die Forschenden von den Industrienationen einen «Peak Lifestock»: Ab einem bestimmten Zeitpunkt soll die Zahl der Nutztiere schrumpfen. Von jeder einzelnen Spezies.

Von einer Reduktion der Nutztiere ist die Schweiz weit entfernt, noch immer brechen Jahr für Jahr die Schlachtzahlen alle Rekorde. Laut der Branchenorganisation Proviande betrug im Jahr 2019 die Zahl der getöteten Tiere in der Schweiz 77 Millionen.

«Die vielen Tiere verpesten das Klima der kleinen Schweiz. Aus Platzgründen muss fast 60 Prozent des Kraftfutters aus dem Ausland importiert werden. Das bringt den Nährstoffkreislauf durcheinander, der überschüssige Stickstoff belastet Böden, Luft und Grundwasser», führt Tier im Fokus aus. Dementsprechend hat die Schweiz laut einem Bericht des Bundesrates keines der selbst gesetzten Umweltziele erreicht. Weniger Nutztierhaltung und damit eine deutliche Reduktion der Treibhausgase wären leicht möglich: Weniger Fleisch essen! 

Denn mittlerweile mundet der Gesellschaft die vegane Ernährung. «Das zeigt sich etwa im Marketing, das bekanntlich positive Gefühle erzeugen soll: Die Grossverteiler locken gleich beim Eingang mit üppiger veganer Auswahl oder das Traditionsunternehmen Bernina wirbt ganz selbstverständlich mit «Nähe deine vegane Ledertasche». Die Medien berichten wohlwollend über hippe vegane Food-Start-ups in der Schweiz. Fleischigen Trends wie ‹Nose to tail› haftet dagegen ein rückständiges Image an.

Leider braucht es oft eine Krise, um grundsätzliche Veränderungen in Gang zu bringen. Gut möglich also, dass die Klimakrise oder eine Pandemie den «Peak Lifestock» erzwingen wird, bilanziert Tier im Fokus

 

05. Januar 2021
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