Autarkes Wohnen auf kleinstem Raum

Das europäische Stromnetz ist fragiler, als allgemein bekannt ist. Erst vor kurzem wäre beinahe auf dem ganzen Kontinent das Licht ausgegangen. Der Wunsch nach energietechnischer Unabhängigkeit, aber auch das ökologische Bewusstsein bringen immer mehr Menschen dazu, sich für alternative Wohnformen wie Minihäuser zu interessieren. Diese sind nicht nur autark, sondern auch leicht abzubauen und an einen neuen Standort transportierbar.

© Ökominihaus

Wussten Sie, dass es am 8. Januar beinahe zu einem Totalausfall des europäischen Stromnetzes gekommen wäre? Eine Stunde lang fiel die Netzfrequenz unter 49,8 Hertz – die Untergrenze, welche die Stabilität der Stromversorgung garantiert. Ein so genannter Blackout konnte nur verhindert werden, weil mehrere Länder vom europäischen Verbundnetz getrennt wurden, und in Italien und Frankreich verschiedene Grossverbraucher ihren Stromkonsum reduzierten.

Bereits frühere ähnliche Vorfälle warfen Fragen zur europäischen Vernetzung der Stromversorgung auf, die nur funktioniert, solange bei keinem der angeschlossenen Netze grössere Schwankungen auftreten.  Die Schweiz ist nicht nur Teil dieses Netzes, sondern sogar eine seiner Begründerinnen: Der so genannte «Stern von Laufenburg» schloss 1958 die Ländernetze von Deutschland, Frankreich und der Schweiz zusammen. Ausgehend von diesem Knotenpunkt entwickelte sich nach und nach das gesamteuropäische Verbundsystem.

Die Unsicherheit, ob wir uns auf die offizielle Stromversorgung verlassen können, bereitet immer mehr Menschen Kopfzerbrechen – zum Beispiel dem vor kurzem in der NZZ porträtierten Fabian Müggler. Er ist dabei, sein Haus im bernischen Walkringen stromtechnisch unabhängig zu machen. Dies ist allerdings nicht nur kostspielig, sondern auch eine technische Herausforderung, der nicht alle gewachsen sind. Dennoch hört man immer häufiger vom Wunsch nach Strom- und Wasserautarkie, auch um zu garantieren, dass man keinen Atomstrom bezieht.

Auch im Zusammenhang mit so genannten Kleinwohnformen spielt der Wunsch nach energietechnischer Unabhängigkeit und geringerem Ressourcenverbrauch oft eine zentrale Rolle. Die Minihäuser, die der Verein Kleinwohnformen Schweiz auf seiner Website vorstellt, basieren alle auf den Anforderungen der 2000-Watt Gesellschaft. Zum Beispiel das Ökominihaus, das die Baubiologin Tanja Schindler konzipiert hat. 
Geheizt wird mit einem Stückholzofen, der Strom wird durch Solarzellen gewonnen, Warmwasser mit einem Gasdurchlauferhitzer erzeugt. Um Wasser zu sparen, verfügt das Minihaus über eine Komposttoilette.

Schindler will mit dem Projekt aufzeigen, was in Punkto nachhaltiges Bauen möglich ist. «Ein Projekt, das heute einen Akzent setzt, der morgen die gesellschaftliche Diskussion für die nächsten Jahre bereichern soll», schreibt sie auf ihrer Website. «Das Ziel ist, die Besucher für neue Wohnformen und ein umweltbewusstes Leben zu sensibilisieren.» Das Minihaus, das zurzeit in Altdorf steht, kann nach Voranmeldung besichtigt werden.

Da die Tiny Houses relativ leicht auf- und abbaubar sowie transportfähig sind, kann man mit ihnen im Grunde überall hinziehen – vorausgesetzt, man hat ein Stück Land oder erhält die Bewilligung, einen Stellplatz zwischenzunutzen. Infos dazu stellt der Verein Kleinwohnformen Schweiz zur Verfügung. Billig ist das Ganze jedoch nicht. Um eins der Häuser in der Siedlung Merenschwand im Kanton Aargau zu ergattern, muss man rund 280'000 Franken auf dem Konto haben – ein bisschen weniger, wenn man einen Teil der Bauarbeiten selber ausführt. Günstigere Varianten von Minihäusern sind in Deutschland erhältlich, zum Beispiel bei Ogrido oder bei Tiny House Diekmann.