Chapeau! – für ProSpecieRara

Die Schweizer Stiftung ProSpecieRara erhält den Schulthess Gartenpreis 2021. Seit fast vierzig Jahren schützt sie gefährdete Kulturpflanzen und Nutztiere in der Schweiz vor dem Aussterben.

© Nicole Egloff / ProSpecieRara

Bei vielen indigenen Völkern gilt die Regel: Bedenke bei all deinen Handlungen, welche Auswirkungen sie auf die nachfolgenden sieben Generationen haben. Hierzulande hat man unter dem Schlagwort «Enkeltauglichkeit» wenigstens begonnen, an die nächsten zwei zu denken. Doch welche Welt wir unseren Kindern und Enkeln hinterlassen, bleibt eine heikle Frage.

Die Stiftung ProSpecieRara ist eine der Institutionen in der Schweiz, die sich dafür einsetzen, dass auch in ein paar Jahrzehnten noch Biodiversität besteht. Sie engagiert sich für die Erhaltung und Nutzung von 1400 Garten- und Ackerpflanzen, 500 Beerensorten, 1900 Obstsorten, 800 Zierpflanzensorten und 32 Nutztierrassen. Das Ziel der 1982 gegründeten Stiftung ist, eine sichere und reichhaltige Basis für unsere Ernährung zu bewahren und an zukünftige Generationen weiterzugeben. Unter anderem setzt sich ProSpecieRara dafür ein, die kulturhistorische Vielfalt zu schützen und die Nutzung von seltenen Sorten und Rassen zu fördern.

Um diese Arbeit zu ermöglichen, kann ProSpecieRara auf ein grosses Netzwerk an ehrenamtlich Engagierten zählen, die seltene Rassen halten und züchten und die Sorten in ihren Gärten vermehren. ProSpecieRara war eine der Institutionen, die massgeblich dazu beigetragen hat, die Biodiversitätskonvention des Abkommens von Rio 1992 in der Schweiz umzusetzen. Damals hatte man sich verpflichtet, sämtliche genetische Ressourcen von Tieren und Pflanzen zu erhalten.

Nun wird ProSpecieRara mit dem Schulthess Gartenpreis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der Gartenkultur ausgezeichnet. «Die Stiftung trägt nicht nur dazu bei, dass uns und nachfolgenden Generationen eine vielfältige Kulturpflanzen- und Nutztierwelt erhalten bleibt, sondern auch dass das Bewusstsein dafür in der Gesellschaft verankert ist», schreibt der Schweizer Heimatschutz, der den Preis seit 1998 jährlich verleiht. Die Preisübergabe findet morgen 21. August in der Berner Elfenau im geschlossenen Rahmen statt. Auch wir ziehen den Hut vor der Stiftung, die über vierzig Jahre hinweg eine konstante Ameisenarbeit geleistet hat, um unseren Enkeln und Urenkelinnen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.

Über

Nicole Maron

Submitted by christoph on Mo, 04/19/2021 - 17:25

Nicole Maron (*1980) aus Zürich ist Journalistin und Buchautorin. Seit 2017 lebt und arbeitet sie in Bolivien und Peru. Ihre Schwerpunkte sind umwelt- und sozialpolitische Themen wie Flucht und Migration, globale Gerechtigkeit, Konzernverantwortung und Menschenrechte. 

Von Nicole Maron ist zuletzt erschienen: «Das Blut des Flusses» – Der in Espinar/Südperu gedrehte Dokumentarfilm zeigt auf, welche gravierenden Schäden das Schweizer Bergbauunternehmen Glencore vor Ort anrichtet.
https://www.youtube.com/watch?v=9Rj7lJc1GWY