Chapeau! – für Public Eye und Vandana Shiva

Seit 2012 kämpft Public Eye zusammen mit der indischen Umweltaktivistin Vandana Shiva gegen ein Patent auf Melonen-Saatgut von Bayer-Monsanto. Nun hat das europäische Patentamt ihnen in letzter Instanz Recht gegeben.

© No patents on seeds!

Nach einem neun Jahre langen Kampf hat das Europäische Patentamt (EPA) der Schweizer Organisation Public Eye Recht gegeben. Zusammen mit verschiedenen europäischen NGOs hat sie sich dafür eingesetzt, dass das Patent auf indisches Melonen-Saatgut des Agrarmultis Bayer-Monsanto widerrufen wird. Auch die indische Umweltaktivistin Vandana Shiva und ihre Organisation Navdanya unterstützten den Einspruch. Vandana Shiva setzt sich seit Jahrzehnten für Umweltschutz, Frauenrechte und Nachhaltigkeit ein und wurde 1993 mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.

Auch Public Eye engagiert sich seit Jahren, um auf die Saatgut- und Patent-Problematik aufmerksam zu machen, unter anderem im Zusammenhang mit dem Schweizer Agrokonzern Syngenta. Transnationale Unternehmen streben mit Patenten eine Monopolstellung im internationalen Markt an, die ihnen höhere Gewinne einbringt. Für alle anderen Beteiligten hat dies jedoch nur negative Konsequenzen: Patentierte Pflanzen und Tiere dürfen nämlich von niemandem mehr ohne die Zustimmung des Patentinhabers zur weiteren Züchtung genutzt werden.

Das heisst nichts anderes, als das ein paar wenige Konzerne die weltweite Kontrolle darüber haben, was wir essen, wie unsere Nahrungsmittel produziert werden und wie viel sie kosten. «Das Vorgehen von Bayer-Monsanto ist ein klassisches Beispiel von Biopiraterie», deklariert Public Eye. Der Konzern hat genetisches Material aus einer wilden Melone in Kultur-Zuckermelonen eingekreuzt und das Ergebnis als seine Erfindung beansprucht. «Solche Patente sind eigentlich nicht erlaubt, aber Saatgutkonzerne versuchen rechtliche Schlupflöcher zu nutzen.» Leider mit Erfolg: Unzählige entsprechende Anträge sind noch beim EPA hängig.

«Der Widerruf des Melonen-Patents ist ein wichtiger Erfolg», sagt Ruth Tippe der internationalen Koalition Keine Patente auf Saatgut. «Aber das grundsätzliche Problem ist damit nicht gelöst.» Das Urteil kam nämlich nicht aus juristischen und schon gar nicht aus ethischen Gründen zu Stande, sondern bloss weil die Informationen, die Bayer-Monsanto zum Saatgut hinterlegt hatte, formell nicht den europäischen Patentgesetzen entsprachen. Ein technischer Fehler also, der keinen Präzedenzfall schafft. «Auch in Zukunft können Patente auf konventionell gezüchtete Pflanzen und Tiere erteilt werden», bedauert Tippe. Dennoch ist das Urteil der EPA ein wichtiger Etappensieg, der zum Weiterkämpfen motiviert.

Wir ziehen den Hut vor Public Eye und Vandana Shiva. Sie kämpfen nicht nur gegen Riesen, die politisch und wirtschaftlich mächtiger sind, als wir uns vorstellen können, sondern leisten auch unverzichtbare Recherche- und Sensibilisierungsarbeit. Nur dank dem Engagement von Organisationen wie ihnen wissen wir, was hinter den Kulissen der industriellen Landwirtschaft vor sich geht – und können uns ebenfalls zu wehren beginnen. Schliesslich gilt nach wie vor: «Du bist, was du isst.»

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