Wenn die globale Teppichetage eine Stimme hat, dann ist es der Economist. Er zeigt, wohin die Welt von den Kräften getrieben wird, die aus dem Hintergrund wirken, namentlich den finanziellen Interessen.
Hinter der 1843 gegründeten Publikation mit 1,4 Mio.Abonnenten (davon 430’000 Print) stehen bedeutende Familien wie die Rothschilds, Agnellis oder Cadburys. Die Redaktion in London beschreibt die Dinge nicht, wie sie sind, sondern wie wir sie sehen sollen oder wohin die Eliten sie treiben.
Der Economist ist hervorragend gemacht. Vor allem die bildhafte Umsetzung der Themen sucht ihresgleichen. Ein schlagendes Beispiel dafür ist das Cover der neusten Ausgabe «The World Ahead 2026».

Die Welt des Economist wird dominiert von Kriegs- , Crash- und Pandemiesymbolen: rote Panzer links und rechts, dicke Raketen oben und unten, zwei gekreuzte Schwerter in der Mitte, Drohnen, Roboter, Spritzen und überall Pillen und fallendes Papiergeld. Dazu erscheinen die Gesichter politischer Schwergewichte: Selensky, Xi, Putin, Netanjahu, Modi und Trump, prominent im Zentrum.
Die Torte in der Mitte nimmt Bezug auf das anstehende 250-jährige Jubiläum der amerikanischen Revolution, über ihr eine Faust, wie sie in den Protesten gegen Trump immer wieder zu sehen ist. Revolutionäre Zeiten! Vielsagend das Containerschiff, aus dem Kanonen schiessen und das Gehirn, das von einem Game-Controller gesteuert wird.
Wenn der Economist recht behält – und ist die Gefahr ist evident –, dann stehen uns chaotische, herausfordernde Zeiten bevor. Was man dabei nicht vergessen darf: Für die grössten Probleme der Welt gäbe es Lösungen: Mit einer neutralen Ukraine wäre der Krieg sofort beendet; die drei reichsten Männer der Welt könnten die afrikanischen Staaten nullkommajetzt entschulden; wir könnten wieder Abrüstungs- und Sicherheitsvereinbarungen treffen, dem Völkerrecht Achtung verschaffen und so vieles mehr, das zu Verständigung und Frieden führen würde.
Warum wird das Gegenteil gewollt? Warum wird das Chaos gefördert? Weil die Welt unter dem Druck des Wachstumszwangs und der unbezahlbaren Schulden unweigerlich ins Chaos steuert.
Und um in einer solchen Situation die Kontrolle zu behalten, ist es besser, das Chaos zu beschleunigen und einen Plan zu haben, siegreich aus dem Tohuwabohu hervorzugehen.
Was können wir tun? Es gibt drei Wege, die wir gleichzeitig beschreiten sollten – und können:
- Selber das Chaos beschleunigen – Angriff ist die beste Verteidigung. Das Chaos intensivieren wir, indem wir uns vom westlichen Wertesystem verabschieden und zu eigenständigen, nicht kontrollierbaren Individuen werden. Kleiner Tipp: Das Geld ist die grösste Falle. Etwas allgemeiner ausgedrückt: den Materialismus überwinden.
- Uns auf das Chaos vorbereiten. Wir sind auf vielfältigste Art von einer funktionierenden globalen Wirtschaft abhängig: Ernährung und Energie sind zentral; aber praktisch jeder Lebensbereich ausser dem Naturgenuss, der Liebe und dem Schlafen funktioniert nur, wenn die Lieferketten halten und das Geld fliesst, und da wird es definitiv Schwierigkeiten geben. Autarkie in den Bereichen Ernährung, Energie und Tauschmittel sind elementar, alles andere ist Zugabe.
- Die nächste Welt aufbauen. Wie immer das Chaos endet, es wird irgendeine Zukunft geben, entweder die der elitären Chaoten mit ihren Allmachtsphantasien oder unsere. Es ist leichter, eine neue Ordnung im Chaos zu errichten, als eine alte zu überwinden.
Das Problem ist natürlich, dass wir keine starke Vorstellung einer besseren Welt mehr haben. Es gibt so gut wie keine durchdachte Theorie darüber, wie wir zu einer gerechten Welt im Einklang mit den universellen Gesetzen des Lebens kommen, zu einer Welt der Freiheit und der Fülle, die auch mit zwölf Milliarden Menschen durchaus in Reichweite ist.
In dieser nächsten Welt wird es eine Unmenge von Entdeckungen geben, die Bewusstsein und Technologie auf eine Ebene bringen, die man aus heutiger Sicht als übermenschlich bezeichnen müsste. Aber die Übermenschlichkeit ist menschlich, denn unser Potenzial ist unbegrenzt.
Es kann also ziemlich gut werden auf der Erde, vielleicht nicht gerade paradiesisch, aber nahe daran. Nur: Wir müssen es auch wollen! Von allein wird sich das nicht manifestieren.
Leider wissen wir nicht, was für eine Welt wir wollen, als Kollektiv nicht und meist auch nicht als Individuum. Darum beginnt der Bau der nächsten Welt damit, sich eine Vorstellung davon zu machen, wie sie aussehen könnte. Nicht nur im stillen Kämmerlein, sondern auch mit Freunden und mit wachsender Öffentlichkeit.
Ich mache mir ja seit Jahrzehnten Gedanken darüber, wie diese Welt aussehen könnte und wie wir den Jordan endlich überqueren können. Und ich habe viele Worte darüber verloren. Die ganz einfache, eingängige Formel habe ich noch nicht gefunden. Aber mein Seelenfreund Mathias Bröckers und ich haben anfangs der Pandemie ein Konzentrat aus dem Ärmel geschüttelt, das wir unter dem Titel «Die zehn Corona-Gebote» zur Diskussion stellten.
Jetzt steht eine leicht redigierte Aktualisierung an, die wir ohne Trompeten und Fanfaren in den Raum werfen möchten. «Die zehn Schritte zur nächsten Welt», obwohl durchaus Programm, sind als Anregung gedacht, zunächst mit unserem höheren Selbst ins Gespräch zu kommen, aber bald auch mit anderen, zuerst Gleichgesinnten und dann mit Andersdenkenden, damit wir uns einer Antwort auf die Frage annähern: Was wollen wir eigentlich?
Die zehn Schritte zur nächsten Welt
1. Entschuldung
Frieden und Freiheit erfordern die Überwindung der Ungleicheit.
- Bodenreform
Der Mensch soll nur besitzen, was er auch herstellen kann. - Agrarwende
Mit der Natur statt gegen sie. - Gesundheitsreform
Förderung der Gesundheit anstatt Kampf gegen Krankheiten. - Abrüstung
Schwerter zu Pflugscharen. - Demokratie
Der Mensch zählt, nicht das Geld. Das letzte Wort haben wir Menschen. - Genossenschaften
Die Grundform der Wirtschaft: gemeinsame Verantwortung, gemeinsamer Ertrag. - Geldreform
Fairer Austausch, real, ohne Wachstumszwang und ohne Umverteilung. - Grundeinkommen
Die Fülle der Schöpfung gehört allen, zu gleichen Teilen. Glokalisierung
Gemeinschaft, auch mit den Nachbarn von Übersee.
Economist: The World Ahead 2026