Kommt Charlotte auch ans diesjährige Gross-Friedens-Singen in Bern?

Bereits zum achten Mal findet am 22. September in Bern das Gross-Singen «Paz Cantamos» statt. Tausend Stimmen singen für den Frieden in sich und auf der Welt.

Der Autor ist der Mann mit der Violine. (Bild: zvg)

Am ersten Tag dieses Jahres durften ich und meine Partnerin auf eindrückliche Weise erleben, welche Kraft der Gesang haben kann. Rigibahn, die 7-monatige Charlotte, auf dem Schoss ihrer Mutter, fröhlich und kontaktfreudig bis die Eltern ihr eine Sonnenbrille verpassen, so dicht schützend, wie ich noch nie eine gesehen habe. Charlotte bäumt sich auf, schreit aus vollem Hals. Als wir ein sanftes indianisches Lied anstimmen, wird Charlotte sofort ruhig und lauscht und lauscht. Ich habe noch nie so grosse Ohren «gesehen», wie mächtige Trichter auf beiden Seiten ihres Kopfes. Und für uns selbst erstaunlich: Charlotte mit der Sonnenbrille lauschte innig bis hoch auf Rigi-Kulm.

Singen und Singräume öffnen als Beruf – für mich seit über 20 Jahren ein grosses Geschenk des Lebens! Das gemeinsame, nicht leistungsorientierte Singen lässt mich nämlich immer wieder in einen weiten Raum eintreten wie das Leben selbst einer ist – mit Überraschungen, Gefühlen, Körperwahrnehmungen, Bildern und Geschichten. Lieder ohne Noten und Textblätter auswendig zu singen, französisch «par coeur», englisch «by heart», lässt uns mit dem Herzen singen, verbunden mit der eigenen Seele.

Singen ist für mich persönlich unbestritten die bevorzugte Meditationsform. Kreisende Gedanken lösen sich auf, der Atem wird tiefer, und die eigene Stimme bringt meinen ganzen Körper in Schwingung. Die eingängigen Lieder aus verschiedenen Kulturen, begonnen in der Schweiz, bringen alle ihre ganz eigene «Medizin» mit und lassen meine Seele in verschiedenste Landschaften reisen.

Doch damit nicht genug: Beim gemeinsamen Singen in kleineren oder grösseren Kreisen entsteht oft eine Verbundenheit ohne Worte – und Qualitäten wie Aufgehobensein, Lebensfreude, Achtsamkeit, Respekt und Mitgefühl werden erlebbar, sozusagen ein neues «Wir», das wir in unserer herausfordernden und sich immer schneller drehenden Welt dringend brauchen. Ich bin immer wieder fasziniert von der heilenden, gemeinschaftsbildenden und friedenspolitischen Kraft solchen Singens.

Eine besondere Möglichkeit, ins gemeinsame Singen einzutauchen, bietet das bereits achte Gross-Singen «La Paz Cantamos» in Bern vom 22. September 2018. Ein Singmeer von rund tausend Frauen, Männern und Kindern bringt den Münsterplatz zum Klingen (ab 15.30). Es lohnt sich, ab 12.15 bereits zur Einstimmung in die Heiliggeistkirche zu kommen. Infos mit Liederlinks: www.stimmvolk.ch