Der Theologe und Seelsorger Matthias A. Weiss begleitet Menschen in den unterschiedlichsten Bereichen. Unter anderem befasst er sich mit alternativen Heilmethoden wie Handauflegen oder Geistigem Heilen. Weiss ist überzeugt, dass jede und jeder seine Selbstheilungskräfte aktivieren kann – etwas, was gerade in der aktuellen Zeit bitter nötig ist.

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«Wir können uns selber heilen.» Ein grosser Satz, ich weiss. Dennoch bleibe ich dabei, denn wir haben es schon immer getan und werden es auch in Zukunft tun können – hoffentlich bewusster als bis anhin. Wieso ich mir da so sicher bin? Weil jede Mutter und jeder Vater, dessen Kind sich das Knie aufgeschlagen hat, seit jeher geheilt hat, und zwar in exakt jenem Moment. Ohne nach-zu-denken, also ohne den Gedanken eines oder einer anderen zu folgen, sondern höchstens sich selbst, der eigenen Intuition.

Das, was die Eltern in einem solchen Moment tun, ist heilsam. Oder hat ein kleiner Segensspurch etwa noch nie Wunder gewirkt? Blieb das auf-die-Wunde-Blasen je foglenlos? Auch mein Intellekt redet mir – nur schon beim Verfassen dieser Zeilen – hinein. «Was, wenn sich das Kind etwas gebrochen hat? Was, wenn wir es nicht rechtzeitig zum Arzt oder zur Ärztin schaffen?» Solche Zweifel und Gedanken können uns in jenen Momenten das Leben schwer machen und uns aus unserer Mitte herauskatapultieren.

Was aber, wenn wir einfach bei uns blieben? In unserer Mitte? Denn genau jenes in-unserer-Mitte-Sein oder anders formuliert, das bei-sich-Sein ist es, was ich als heilsam und heilend empfinde, immer wieder, bei jeder und jedem von uns, immer und überall. Als ehemaliger Theologe und heutiger Heiler erfahre ich dies nicht nur Tag für Tag – sei es bei Klientinnen und Klienten oder auch bei mir selbst. Ich bin mir sicher, dass jede und jeder die innere Doktorin oder den inneren Doktor stets mit sich führt, und jener oder jene uns überall zur Verfügung steht.

Ob wir es glauben (wollen) oder nicht: das Einzige, was uns dabei bremsen oder gar stoppen kann, sind wir selbst oder allfällige Gedanken und Gefühle, von denen wir meinen, sie haben zu müssen. Das ist alles; und ist auch nicht weiter schlimm. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, oder eine Meisterin.

Beobachte ich Tiere oder kleine Kinder, tun diese nach einer Verletzung schlicht das, was ihnen gut tut, ohne darüber nachzudenken, welche allfälligen Konsequenzen ihr Tun und Lassen haben könnte … Sie tun es einfach oder lassen es bleiben, je nach Moment und Gefühl. So simpel ist das sich-selber-Heilen nämlich. Und auch so einfach! Zugegeben, einen solchen Weg zu gehen, ist nicht immer (gleich) leicht. Sie wissen schon: »Was denken wohl die Nachbarn?« oder »Wie sähe unsere Welt aus, wenn alle so handelten?»

Die letzte Frage scheint mir enorm gut: «Wie sähe unsere Welt aus, wenn jede und jeder davon wüsste, dass er oder sie ein mächtiges Wesen ist und sich jederzeit und überall selber heilen kann?» Und zusätzlich: «Wie sähe unser Globus erst aus, wenn jede und jeder danach handeln würde?» Nur schon bei der Vorstellung breitet sich ein übergrosses Glücksgefühl in meinem ganzen Körper aus. Was will man, was will frau noch mehr?

Fangen wir also an, uns (selber) zu ermächtigen und dort zu heilen, wo wir es uns wünschen. Ich halte das gerade in der aktuellen Zeit für not-wendig.

Matthias A. Weiss betreibt die Praxis Hokairos in Richterswil (ZH). Am 9. September hält er einen Vortrag über «Geistiges Heilen». 14.30 –16.30 Uhr, Kirchgemeindehaus Kreis 2, Kilchbergstrasse 21, 8038 Zürich. Mehr Informationen zur Veranstaltung.