Die Menschenschlangen vor Suppenküchen werden auch in der Schweiz länger, und die Jugendarbeitslosigkeit steigt auf über 77 Prozent. Mehrere Petitionen fordern deshalb wieder das bedingungslose Grundeinkommen.

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Dass die Coronakrise in der reichen Schweiz zu existenzbedrohender Armut führe, sei nicht hinnehmbar, reklamiert die NZZ. Die Menschenschlangen vor Suppenküchen hätten seit Ausbruch der Coronakrise markant zugenommen. Wo früher vor allem Prostituierte, Suchtkranke und Obdachlose angestanden hätten, seien jetzt auch Familien mit Kindern zu sehen. Seit dem Ende des Lockdowns würden die Bedürftigen im alltäglichen Treiben untergehen.

Die Sozialhilfe alleine könne die Situation diesmal nicht lösen, fährt die NZZ weiter. Während sich für Sozialhilfebezüger die Lage durch staatliche Hilfen kaum verändert habe, sei sie für Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen wegen der Coronakrise schlimmer geworden. Wenn auch nur zwanzig Prozent eines ohnehin tiefen Lohnes wegfalle, werde die Situation schnell existenzbedrohend.

Die Zahl der Sozialhilfegesuche sei in den letzten Monaten in die Höhe geschossen, heisst es weiter. Trotz der Corona-Hilfe des Bundes habe es bereits Ende Mai rund 8300 Sozialhilfebezüger mehr gegeben als noch im Februar. Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) rechnet bis 2021 mit einem Anstieg um 28 Prozent auf 273´000 Personen. Und der Trend gehe weiter, denn viele die ihren Job infolge der Pandemie verloren haben und vorerst beim Arbeitsamt landen, werden in Zukunft auf Sozialhilfe angewiesen sein.

Viele Stellensuchende mussten sich während des Lockdowns nicht bewerben, wie es sonst üblich ist, berichtet der Tagesanzeiger. Nun werden die Nachweise aber rückwirkend fällig, der Bundesrat machte den Kantonen keine Vorgaben. Gegenüber dem Vorjahresmonat Juni wurde schweizweit ein 54-prozentiger Anstieg der Arbeitslosigkeit verzeichnet. Die Jugendarbeitslosigkeit stieg sogar um über 77 Prozent und die Anzahl Stellensuchender um 36 Prozent, meldet das Staatssekretariat für Wirtschaft SECO.

Armutspolitik dürfe nicht als reine Sozialhilfepolitik verstanden werden, und wer Armut bekämpfen wolle, müsse bei ihren Ursachen ansetzen, schreibt die NZZ und sieht diese in Form von kostenlosen Weiterbildungsangeboten und Einzelfallberatungen. Reicht das? 

Mehrere Petitionen sind zurzeit hängig, die in der Schweiz ein Konzept umsetzen wollen, das mit der Coronakrise an Dringlichkeit gewonnen hat: das bedingungslose Grundeinkommen. Damit könnte nicht nur das Sozialamt entlastet werden.