Die Jungen Grünen Schweiz lancieren die Umweltverantwortungs-Initiative. Sie wollen, dass der Schutz der Umwelt zur Priorität unserer Gesellschaft wird. Julia Küng ist Co-Präsidentin der Partei. So wie die Schweiz wirtschafte, führe es zu Umweltkrisen, sagt die 20-Jährige aus Zug. Das müsse sich dringendst in den nächsten zehn Jahren ändern, sonst würden Hungersnöte und Kriege um Ressourcen weiter zunehmen. Die Jungpolitikerin kritisiert den bislang fehlenden polischen Willen, ihre Partei sammelt für die Initiative ab heute schweizweit Unterschriften.

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Umweltverantwortungs-Initiative: Was genau fordert ihr?

Klimakrise, Artensterben, Abholzung, Verschmutzung von Wasser und Böden – die Art wie die Schweiz wirtschaftet, hat zu einer ganzen Reihe von Umweltkrisen geführt. Die Umweltverantwortungs-Initiative will das ändern: Der Schutz der Umwelt soll zur Priorität werden und den Rahmen für unsere Wirtschaft und Gesellschaft bilden. Die Schweiz soll so produzieren und konsumieren, dass wir das Ökosystem nicht destabilisieren und unsere Lebensgrundlagen nicht zerstören. Konkret heisst das: Die Umweltbelastung der Schweiz muss innerhalb von zehn Jahren soweit reduziert werden, dass die planetaren Grenzen – die ökologischen Grenzen der Erde – nicht überschritten werden. Die Umsetzung dieser Ziele muss sozialverträglich geschehen.

Die dringendste Umweltkrise der heutigen Zeit ist die Klimaerhitzung: Wir überschreiten diese Belastungsgrenze des Planeten in der Schweiz um das 22-fache. Der aktuelle Weltklima-Bericht der Vereinten Nationen hat nochmals verdeutlicht, dass die nächsten zehn Jahre absolut entscheidend sind, wenn wir das 1.5-Grad-Ziel erreichen wollen. Die Lösung ist simpel: Wir müssen die fossilen Energieträger im Boden lassen und womöglich unseren Konsum reduzieren. Tun wir das nicht, werden sich Extremwetter mehren, Hungersnöte und Ressourcenkriege weiter zunehmen, so dass die menschliche Zivilisation, wie wir sie heute kennen, nicht weiter existieren kann.

Ist das realistisch, dieses Ziel in zehn Jahren zu erreichen?

Wir hätten die planetaren Grenzen nie überschreiten dürfen – ausserhalb von diesen befinden wir uns nicht länger im «sicheren Handlungsspielraum» für die Menschheit. Um unsere eigenen Lebensgrundlagen zu erhalten, müssen wir schnell und entschlossen handeln. Das Geld und die Technologien für einen ökologischen Wandel sind längst da, bisher fehlt nur der politische Wille. Auch die Wissenschaft sagt klar, dass die nächsten zehn Jahren für unsere Zukunft entscheidend sind. Ja, mit massiven Investitionen und klaren Vorschriften ist das Ziel in zehn Jahren erreichbar. Wir können uns das auch finanziell leisten: Entweder über eine Lockerung der Schuldenbremse oder gerechtere Steuern.

Heute starten die Jungen Grünen, Unterschriften für die Initiative zu sammeln. Seid ihr zuversichtlich die nötigen dafür zusammenzubringen?

Wir lancieren die Initiative mit einem grossen Knall – mit einer Pressekonferenz und einem Fest am Abend. Unser Ziel ist es, bereits heute 3000 Unterschriften in Bern zu sammeln. Bis Ende der ersten Woche lautet das Ziel: 10'000 Unterschriften. Nach viel Arbeit und Ausdauer, die es gebraucht hat, um die Lancierung der Umweltverantwortungs-Initiative zu ermöglichen, werden wir alle topmotiviert auf den Strassen sein, um die Menschen für unsere Initiative zu begeistern.

Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir die Unterschriften zusammenbringen. Als aktive Jungpartei haben wir engagierte Mitglieder in fast allen Kantonen. Dazu kommt die Unterstützung von anderen Organisationen. Ausserdem steigt die Dringlichkeit immer weiter, etwas gegen Umweltkrisen zu unternehmen – und wir stehen nach wie vor ohne Plan da. Die Menschen unterschreiben gerne eine Initiative für eine lebenswerte Zukunft.

Kommentare

Kalter Kaffee

von Timr
Seit über 50 Jahren werden in der Schweiz Altlasten saniert. Baden in allen Seen ist wieder möglich. Recycling gibt's schon ewig. Die Chemiewolke über Basel ist längstens Geschichte. Und diese Entwicklung geht immer weiter. Neu ist einzig, dass gewisse Kreise überall "Krisen" wittern. 

Kalter Kaffee, aber ...

von Phil
die Sache ist die, dass wir keine Angst vor einer Klimakatastrophe haben müssen. Das ist nur ein Instrument des New Green Deal, auf den grüne Bewegungen wie auch Extinction Rebellion aufspringen. Auf den ersten Blick mit gutem Recht, aber eben auch instrumentalisiert. Da muss man sehr gut hinschauen. Was man jedoch ohne jegliche Indoktrinierung sagen kann, und auch dem logischen Verstand sofort einleuchtet, ist, dass man der Abholzung von Urwäldern keine Unterstützung leisten sollte. Das gestaltet sich allerdings als schwierig, denn welche Instrumente hat man in der Hand, um diesem Greuel Einhalt zu gebieten? Das ist gar nicht so einfach. Ein ehrlicher Blick in das eigene Portfolio mag einiges an Ungemach hervorbringen, das kommt noch dazu. Daran scheitern viele ökologisch und spirituell orientierte Schwestern und Brüder. Es ist fast herzig anzusehen, wie Vegetarier ihrer Sache so sicher sind, aber schnell noch was auf Amazon bestellen. Vielen Menschen sind die Zusammenhänge noch überhaupt nicht klar. Eine Mitgliedschaft bei den Grünen oder Linken, beim WWF, oder Amnesty International, macht einem nicht zu einem Lichtarbeiter; eher zu einem Unterstützer dessen, was man eigentlich gar nicht will. Wasser, Boden, Wald, sind die primären Reichtümer, die uns allen zustehen. Alle Städte der Welt sind da gebaut worden, wo Wasser, Boden, und Holz reichlich zur Verfügung standen. Das sind die wahren Werte, die erhaltenswert sind. Lasst Euch nicht einseifen.