Chapeau! – für die Frauenrechtlerin Luciana Thordai-Schweizer

Luciana Thordai-Schweizers Kampf für Gleichberechtigung begann mit ihrer Teilnahme am Basler Lehrerinnenstreik 1959, mit dem die Lehrerinnen des Basler Mädchengymnasiums auf die Ablehnung des Frauenstimmrechts reagierten.

Luciana Thordai-Schweizer / © ch2021.ch

«Der Streik war unsere einzige Waffe. Wir konnten ja nicht mit Gewehren auf die Männer losgehen», sagte Luciana Thordai-Schweizer anlässlich des 100-Jahre-Jubiläums des Vereins Frauenrechte beider Basel 2016. Als am 1. Februar 1959 zwei Drittel der damals ausschliesslich männlichen Stimmbevölkerung die eidgenössische Vorlage zur Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts ablehnten, fanden die Lehrerinnen des Basler Mädchengymnasiums: Jetzt reicht's. Zwei Tage später traten sie und die beiden Schulsekretärinnen in Streik.

Luciana Thordai-Schweizer war damals 30 Jahre alt und erst seit zehn Monaten am Mädchengymnasium tätig. Sie konnte nicht abschätzen, welche Konsequenzen die Teilnahme am Streik für sie haben würde, besonders da sie als Staatsangestellte nicht streiken durfte. Doch die Empörung ihrer älteren Kolleginnen riss sie mit. «Jeder Hilfsarbeiter durfte abstimmen, aber keine dieser klugen und gebildeten Frauen. Ich habe mich aus Solidarität am Streik beteiligt», erinnert sie sich.

Solche Aktionen waren wichtige Pflastersteine auf dem Weg zum Frauenstimmrecht, und ohne die Entschlossenheit und den Kampfgeist von Frauen wie Luciana Thordai-Schweizer und vielen anderen wären wir jetzt vielleicht nicht, wo wir sind – auch wenn es heute für die meisten Schweizerinnen unvorstellbar ist, von politischen Entscheidungen und Ämtern ausgeschlossen zu sein. Noch 1963 war es der Schweiz jedoch verweigert worden, die Europäische Menschenrechtskonvention zu unterzeichnen, weil sie zu wenig demokratisch war. Unter anderem wurde das Fehlen des Frauenstimm- und wahlrechts beanstandet, welches schliesslich im Februar 1971 eingeführt wurde – vor genau 50 Jahren.

Als die Schülerinnen an jenem Streiktag im Februar 1959 an der Haustür ihrer Lehrerin klingelten, um zu fragen, was los sei, ergriff Luciana Thordai-Schweizer die Gelegenheit, erteilte ihnen in ihrer Einzimmerwohnung die wahrscheinlich wichtigste Geschichtslektion ihres Lebens. Später stellte sie sich als Teil der Dreierdelegation, die die Streikerinnen vertrat, der Inspektionsbehörde des Erziehungsrates.

Hut ab vor Luciana Thordai-Schweizer, die ohne Rücksicht auf Verluste nicht nur für ihr eigenes Recht einstand, sondern vielmehr fürs Recht von allen Schweizerinnen.