Franziska Herren: Die Trinkwasserrebellin

Franziska Herren hat die Trinkwasserinitiative lanciert, die 2020 an die Urne kommt. Damit legt sie sich mit dem System an. Porträt einer Unbeugsamen, die nicht aufs Maul hocken kann.

50-jährige Frau mit braunen schulterlangen Haaren, weissem Top und blauer Baumwolljacke, die freundlich in die Kamera blickt, vor unscharfem Hintergrund
Franziska Herren hat die Trinkwasserinitiative lanciert. (Bild: Claudia Fahlbusch)

Es begann 2011, mit einer Kuh. Sie stand auf der Weide und rief nach ihrem Kalb, das man ihr weggenommen hatte, damit sie mehr Milch gab. Franziska Herren war Zeugin der Tragödie und begann zu recherchieren – darüber, wie unsere Lebensmittel produziert werden. Sie stiess auf die Themen Gewässerverschmutzung und Landwirtschaft und lancierte die Trinkwasserinitiative, die 2020 an die Urne kommt. Rebellisch war Franziska Herren aber schon früher.

Sie ist in Münsingen aufgewachsen, wo es ein Kinderheim gab. Ein Bub aus ihrer Klasse kam aus diesem Heim und wurde vom Lehrer schikaniert. Franziska Herren stand als einzige auf und las dem Lehrer die Leviten, denn Ungerechtigkeit konnte sie schon damals nicht ertragen. Der Gerechtigkeitssinn liegt ihr im Blut: «Meine Mutter war eine Rebellin. Sie hat sich stark gemacht für jeden Hasen, der im Stall nicht gerecht behandelt wurde.»

Mit der Trinkwasserinitiative legt sich Franziska Herren mit dem System an. Man hat es ihr ausreden wollen, und das nicht zu knapp – doch für sie ist klar: «Zu wissen, was das Richtige ist, und es nicht zu tun – das wäre für mich ein grosser persönlicher Verlust. Wenn ich die Möglichkeiten, die ich geboten bekomme, nicht nutze, werde ich nie erfahren, was möglich gewesen wäre.»

Wer sich mit dem System anlegt, muss aufstehen und sich exponieren. Fällt ihr das leicht? «Es braucht unglaublich viel Mut. Aber ich kann einfach nicht aufs Maul hocken, wenn ich etwas sehe, von dem ich finde, dass die Leute es wissen sollten. Das ist bei mir so angelegt, und ich tue es auch stellvertretend für die Menschen, die das nicht können.»

Auch Rebellen sind nicht frei von Ängsten und Zweifeln; das weiss die 52-Jährige aus eigener Erfahrung. Aber schlimmer wäre es für sie, nichts zu tun, sich nicht zu wehren gegen Missstände und Ungerechtigkeit. Auch sie kommt manchmal an ihre Grenzen, doch das Gute überwiegt: «Es ist extrem schön zu sehen, was da in Bewegung kommt. Was man bewirken kann, und wie viel Hilfe einem zukommt, von allen Seiten.»

Der Ausgang der Trinkwasserinitiative ist offen. Ist die Rebellin gewappnet für alle Eventualitäten? «Meine Haltung ist: offen bleiben. Annehmen, was ist. Wir stehen alle in der Verantwortung – und ich will informieren.»

Mehr dazu

- Website der Initiative «Sauberes Trinkwasser»
- Die Strategie der friedlichen Umwälzung, von Christoph Pfluger in der Zeitpunkt Edition (mit Rebellenporträt von Franziska Herren)