Frauen sind schon immer genau so begeistert, virtuos und unerschrocken auf Berge gestiegen wie Männer. Nur wurde das lange Zeit kaum dokumentiert. Das partizipative Sammlungsprojekt «Fundbüro für Erinnerungen» will dies in seiner zweiten Ausgabe «Frauen am Berg» ändern. Das Publikum ist eingeladen, eigene Objekte und Geschichten von Frauen beizusteuern.

Hanna Müller am Eiger / © zvg

«A woman’s place is on top» heisst es auf einem der Objekte, mit denen bergsteigende Frauen in der Sammlung des Alpinen Museums der Schweiz dokumentiert sind. Es ist ein hellblaues T-Shirt aus den 1970er Jahren und der Satz eine Ansage an das männerdominierte Himalaya-Expeditionswesen jener Zeit. Absenderinnen der Aktion waren die American Woman’s Himalayan Expeditions – die ersten amerikanischen Frauenseilschaften, die sich die höchsten Gipfel dieser Welt vornahmen. Unter ihnen zeitweise auch die Bernerin Heidi Lüdi – die das politische Oberteil schliesslich dem Alpinen Museum der Schweiz vermachte.

Am Textil lässt sich festmachen, was für die ganze Sammlung an alpinistischen Objekten im Alpinen Museum gilt: Frauen sind deutlich untervertreten. Von 340 alpinistischen Kleidungsstücken stammen nur gerade 77 von Frauen. Insgesamt wurden seit Beginn der Sammlungstätigkeit (1902) 208 Bergsteiger, aber nur 41 Bergsteigerinnen dokumentiert. Wohl kommen Frauen etwa auf Fotografien vor – im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen aber meist als namenlose Begleiterinnen.

Das Fundbüro für Erinnerungen will sichtbar machen, was «Frauen am Berg» erleben, denken, leisten. Zum Start nimmt es die rund 40 Bergsteigerinnen aus der Sammlung des Alpinen Museums in den Blick. Deren Objekte sind in der Art eines Schaulagers gruppiert um die thematischen Schwerpunkte «Führen», «Expeditionen», «Vernetzen», «Klettern», «Berichten». Pickel, Seile, Helme, Brillen und Stirnlampen, Tagebücher und Vereinskassen, Fotos und Videos verweisen mit Etiketten auf ihre Geschichte. In ausgewählten Fällen kann diese auch über einen «Objektscanner» als Video abgerufen werden. Leere Regale und Botschaften («Hier könnte dein Pickel stehen») laden das Publikum ein, eigene Erinnerungen und Material beizusteuern.

Im Begleitprogramm erzählen prominente Persönlichkeiten ihre Berggeschichte, es wird über die spezifischen Fragen und Bedürfnisse von «Frauen und Sport» diskutiert und mit einer Wikipedia-Schreibwerkstatt soll die Sichtbarkeit bergsteigender Frauen auch auf der grössten Wissensplattform erhöht werden.

Austellung «Frauen am Berg»: 4. Dezember bis Oktober 2023, Alpines Museum der Schweiz, Helvetiaplatz 4, 3005 Bern

Mehr Infos: www.alpinesmuseum.ch