Der Verein Kulturbande lanciert das schweizweit erste interdisziplinäre Kulturfestival zum Tod: Kommende Woche finden an verschiedenen Orten in Zürich sowie im digitalen Raum rund 50 Events und Workshops statt. Eine Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Trauer und Tod – umso mehr zu Coronazeiten.

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Der Tod: gefürchtet, verdrängt, ausgeblendet ... bis zuletzt. Über den Tod spricht man nicht. Zumindest nicht gern. Doch unser Dasein ist endlich, der Tod immer da. «Es ist an der Zeit, dass wir ihm einfach mal Hallo sagen – Hallo, Tod!», sagt Patrick Bolle, Kulturschaffender und Mitinitiator des Projektes. Mit dieser Überzeugung steht der Verein Kulturbande – kurz: die Kulturbande – nicht alleine da. Im Rahmen des «Call for Projects» von letztem Herbst sind 75 Projekteingaben bei der Kulturbande eingegangen. «Das hat uns begeistert – und herausgefordert. Die Resonanz hat das enorme Potential eines solchen Festivals aufgezeigt, dem wir nun dank starker Kooperationspartner und mit viel freiwilligem Engagement gerecht werden», so Bolle.

Im Programm des sechstägigen Festivals, das vom 25. bis zum 30. Mai stattfindet, sind nun rund 50 Angebote enthalten, die je auf ihre eigene Weise zur Begegnung und Auseinandersetzung mit den Themen Sterben, Trauer und Tod einladen. Teils poetisch, bunt, humorvoll, aber auch ernst und ergreifend. Und das analog, also live an verschiedenen Orten und mit Publikum, aber auch digital und hybrid. Designerin Viviana Leida Leonhardt, die als Festival-Managerin und Co-Kuratorin intensiv mitorganisiert und mit den Veranstalter und Veranstalterinnen im Austausch ist, freut sich darauf, dass Festival nun «zur Welt» und zum Publikum zu bringen: «Bei vielen Künstler und Künstlerinnen und Persönlichkeiten, die ein Angebot kreiert haben, steckt eine sehr persönliche Motivation dahinter. Mich hat zudem beeindruckt, wie sie die Planungsunsicherheiten der letzten Monate mitgetragen haben, wie motiviert die Veranstalter dabeigeblieben sind.»

Die Kulturbande ist ein Netzwerk von Zürcher Kulturschaffenden, die den gesellschaftlichen Wandel erforschen, ihn verstehen, fördern und dokumentieren wollen – in der Überzeugung, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt mit differenzierter Betrachtung beginnt. Am Festival sind zahlreiche Künstler und Künstlerinnen aus den Bereichen Musik, Literatur, Tanz, Theater, Film und Bildende Kunst sowie Design beteiligt. Ergänzend zu den kulturellen Angeboten und Gesprächen bieten Institutionen hilfreiche Informationen an, unter anderem zu Themen wie Palliativ- und Hospice-Care oder Suizidprävention.

Das Festival «Hallo, Tod!» ist Herzensangelegenheit und Wagnis zugleich: Als Idee geboren wurde es 2019, also noch vor der Pandemie. Dann kam Corona. Die Kulturbande hielt am Vorhaben fest, trotz zusätzlicher Herausforderungen. Gerade auch weil der Tod an Präsenz gewonnen hat, unser Umgang mit ihm aber verkrampft geblieben ist. «Ich erlebe den Tod noch immer als Tabu», sagt Silvia Richner, Palliativmedizinerin, die das Festival mitunterstützt, weil sie überzeugt ist, dass es solche Initiativen braucht. «Wir müssen das Thema vom Medikalisierten, Pathologisierten zurückholen ins Leben.» Kunst- und Kultur können einen wertvollen Beitrag zum Diskurs leisten, Gemeinschaft schaffen. Auch Nähe. «Wir dürfen das Thema nicht an irgendwelche Sterbespezialisten delegieren. Es betrifft uns alle.»