Knatsch um die Trinkwasser-Initiative

Nach der Nein-Parole von Bio Suisse wird die Diskussion um die Trinkwasser-Initiative heftiger und der Tonfall schärfer. Der Dachverband der Bio-Knospen-Betriebe ist gespalten, es wurden Austritte bekannt gegeben, und immer mehr Bio-Landwirte treten dem Gegenkomittee bei, welches die Initiative aktiv unterstützt.

Das bäuerliche Komitee für die Trinkwasser-Initiative positioniert sich aktiv für ein Ja am 13. Juni.

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Ausgerechnet Bio Suisse, der Dachverband der «Grünen Knospe», gab letzte Woche eine Nein-Parole zur Trinkwasserinitiative heraus. Die Reaktionen waren unmittelbar und sehr durchzogen.

Die Initianten der Trinkwasserinitiative berichten, dass sich zahlreiche Bäuerinnen und Bauern bei ihnen gemeldet hätten, um ihre Unterstützung für die Initiative auszudrücken. Doch es blieb nicht bei Worten – Bio-Landwirtinnen und -Landwirte aus der ganzen Schweiz haben sich zum Bäuerlichen Komitee für die Trinkwasserinitiative zusammengeschlossen. Auf ihrer Website unterstützen sie die Initiative aktiv und stellen Argumente aus Sicht des Bio-Landbaus zusammen.  

«Wir unterstützen Trinkwasser-Initiative, da diese eine nachhaltige Landwirtschaft finanziell stärker fördern und unser Trinkwasser besser schützen will», deklarieren sie. «Zudem will die Initiative Fehlanreize im Direktzahlungssystem beseitigen, welche den hohen Einsatz an Pestiziden, Antibiotika und Import-Futter weiterhin ermöglichen oder gar fördern. Bäuerinnen und Bauern, die nachhaltig produzieren, profitieren von dieser agrarpolitischen Neuausrichtung.» Ausserdem würde bei einer Anname der Initiative Bio-Bäuerinnen und -Bauern in der Umstellungsphase auf Bio geholfen werden, mit Investitionen sowie mit der Stärkung der landwirtschaftlichen Forschung, Beratung und Ausbildung im Bereich Nachhaltigkeit. 

Die Haltung von Bio Suisse führte sogar zu Austritten. Bio-Landwirt Bernhard Hänni zum Beispiel stellt in einem Facebook-Video seine Position unmissverständlich klar: «Bio Suisse will offenbar nicht, dass es mehr Bio-Betriebe gibt und dass Tiere standortgerecht gefüttert werden. Auf Grund der Nein-Parole von Bio Suisse haben wir uns entschieden, aus Bio Suisse auszutreten. Ich kann nicht dazu stehen, weiterhin Produkte unter der Knospe zu vermarkten, wenn Bio Suisse ihre Grundwerte nicht mehr vertritt. Ich hoffe, dass auch die Konsumenten bei Bio Suisse Sturm läuten werden.» 

Dem Bauernverband dagegen gab die Nein-Parole von Bio Suisse Aufschwung, und er verstärkte die Medienpräsenz für seine Gegenkampagne zur Initiative, mit der Positionierung von Bio-Landwirtinnen und -Landwirten, die gegen die Trinkwasserinitiative stimmen. «Das Resultat: Zerwürfnis innerhalb von Bio Suisse und eine tiefe Verunsicherung bei den Konsumentinnen und Konsumenten», kommentieren die Initiantinnen der Trinkwasserinitiative.

Erstaunlicherweise scheinen die Delegierten von Bio Suisse nicht erwartet zu haben, dass ihre Entscheidung so hohe Wellen wirft. So sagte Bio Suisse Präsident Urs Brändli gegenüber der Wochenzeitung «Die Zeit», er hätte vielleicht auf Stimmfreigabe plädiert, wenn er gewusst hätte, wie heftig die Kunden reagieren.