Wir atmen seit Jahrtausenden Blei ein

Ein israelisches Forscherteam hat herausgefunden, dass Blei den menschlichen Körper stärker belastet als bisher angenommen. Durch die zunehmende Nutzung von bleihaltigen Produkten wie Handys oder Solarzellen steigt die Konzentration des toxischen Metalls in der Luft, die wir alle einatmen.

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Dass Schwermetalle hochgiftig sind, wissen wir längst. Auch dass Menschen, die bei der Förderung dieser Rohstoffe mit ihnen in Berührung kommen, hohen gesundheitlichen Risiken ausgesetzt sind. Doch nun zeigt eine Studie der Universität von Jerusalem, dass dieses Problem uns alle betrifft.

Durch die Untersuchung von menschlichen Überresten aus verschiedenen Epochen konnten israelische Forscherinnen und Forscher nachweisen, dass die Bleirückstände im menschlichen Körper über die Jahrtausende angestiegen sind. Und zwar parallel zur Intensivierung der weltweiten Bleinutzung. Erstaunen dürfte dabei das Resultat, dass die Belastung auch Menschen betrifft, die nichts mit der Herstellung von Bleiprodukten zu tun haben und hatten – einfach durch die verstärkte Luftverschmutzung.

Dieser Befund gibt Anlass zur Sorge – denn die Nachfrage nach Produkten, die Blei enthalten, ist in den letzten Jahrzehnten immer weiter gestiegen. Nicht nur Elektrogeräte wie Handys, sondern auch Batterien oder Windturbinen enthalten Blei – und damit sind wir alle einem gewissen Grad an Vergiftung ausgesetzt. Yigal Erel, Co-Autor der Studie und Professor am Institut für Geowissenschaften der Hebräischen Universität Jerusalem, erklärt: «Je mehr Blei wir produzieren, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Mensch es in seinen Körper aufnimmt. Dies hat eine hochgradig toxische Wirkung. Ohne eine angemessene Regulierung werden wir weiterhin unter den schädlichen gesundheitlichen Auswirkungen leiden.»

Es sei deshalb zu erwarten, dass künftige Studien noch grössere Schwermetallbelastungen feststellen dürften. Zwar sei die Belastung bei Menschen, die beispielsweise im Bergbau oder in Recyclinganlagen tätig sind, deutlich höher. Doch in der technologisierten Welt des 21. Jahrhunderts ist praktisch die gesamte Bevölkerung Blei und anderen Metallen ausgesetzt. Selbst umweltfreundliche Technologien wie Solarzellen enthalten metallische Rohstoffe, und diese zersetzen sich im Laufe der Zeit und gehen in die Luft ein, die wir atmen.

Laut der Studie begann Blei für den Menschen vor rund 2500 Jahren Wichtigkeit zu erlangen, anfangs für die Herstellung von Münzen, später im Bergbau und dann im Rahmen der industriellen Revolution. Die «Modernisierung» des Menschen hatte also von Anfang an schädliche Nebenwirkungen.