Angenommen, dieses Virus ist gefährlich

(Illustration: © Mirjam Rigamonti)

Angenommen, dieses Virus ist gefährlich
für einige Menschen,
so gilt es, diesen die Möglichkeit zu geben,
sich schützen zu dürfen,
wie sie selber es sinnvoll finden.
Sei es, dass sie Situationen meiden,
die ihnen Angst machen;
sei es, dass sie gute medizinische Masken erhalten,
die sie selber schützen, ohne ihnen zu schaden;
sei es, dass sie Anleitung und Möglichkeiten finden,
ihr Immunsystem zu stärken.
Alles in eigener Verantwortung
und freier Wahl.

So wie Menschen die Freiheit haben
mit Gefahren des Lebens
so umzugehen,
wie es für sie selber stimmt.
Einige gehen Bergsteigen,
andere wagen sich in den Verkehr.
Einige Tauchen,
andere Rauchen.
Und immer ist es ein Abwägen
zwischen Lebensfreude
und grösstmöglichem Eigenschutz
in freier Wahl und Wissen,
dass wir alle freie Wesen sind.

Die Pandemiemassnahmen erinnern
an eine Kriegsrhetorik.
Es herrscht Krieg und Kampf
gegen ein Virus,
letztlich ein Kampf gegen den Tod.
Leben verkommt zur Angststarre
im goldenen Käfig.
Ich bin gegen Krieg,
egal gegen wen oder was.
Lieber suche ich Wege,
mich friedlich zu schützen.
Ich entscheide mich,
gesund, positiv und in Liebe zu leben,
im Wissen, dass Qualität wichtiger ist
als Quantität um jeden Preis.

Das alles darf nicht vermischt werden
mit dem, was auf politischer Ebene geschieht.
Viele Strömungen springen auf den Pandemiezug,
sind nur um eigene Interessen bemüht.
Geldsucht, Machtgier und EGO-Blindheit
treibt sie an, nun gut getarnt
im schönen Mäntelchen der Menschenliebe.
Sei achtsam:
Diese Motive finden sich überall
auch hinter bestgemeinten Theorien.
Die Spreu vom Weizen zu trennen
zu unterscheiden und verbinden
ist eine Aufgabe,
die jeden einzelnen von uns fordert.

Es geschieht, was Jean Gebser
als Ende des rationalen Bewusstseins
beschrieben hat:
Auf die Vermassung und Masslosigkeit
von Waren, Infos, Haltungen
folgt die Auflösung, Atomisierung
von Leben und Denken.
Erst wurde der Kern gespalten,
dann das Denken in Schwarz-Weiss-Fronten,
jetzt werden die Menschen separiert
und zu Abstand angehalten.
Und es herrscht masslose Verwirrung
weil magisches Denken,
mythische Träumen gegenübersteht,
und alles mit dem rationalen Denken
in einen Kriegs- und Kampfmodus verfällt.

Der Einbruch der Zeit
als neue Dimension
ist einerseits beängstigend,
weil unsere Endlichkeit
mit Erlebens-Wucht
in unser Bewusstsein fällt.
Andererseits ist es das Ende
einer illusorischen Lebens-Kontrolle
und zugleich der Anfang
einer neuen Wahrhaftigkeit.
Leben gelingt,
wenn wir die Herausforderung annehmen
Altes loszulassen, um Neues zu erlernen.
Heilung geschieht in der Integration
von altem und neuem,
im vereinenden Durchschauen
der verschiedenen Ebenen der Wirklichkeit.

Leben ist so eine Expedition geworden
in eine neue Sichtweise.
Machen wir uns gemeinsam auf den Weg
indem wir unser Miteinander stärken,
Denken, Fühlen, Ahnen gleichwertig einsetzen,
als Werkzeuge einer neuen Zeit.
Beginnen wir auch das zu leben,
was alle Religionsführer uns lehrten:
Liebe und Verbundenheit
mit allen Lebewesen
und mit uns selber.


©Mirjam Rigamonti Largey (21.10.20),

In Zeiten der Verwirrung ist es oft hilfreich, sich rauszunehmen, das Ganze von aussen und mit Distanz zu betrachten. Dadurch beruhigen sich die Emotionen und man ist freier nach Lösungen zu suchen.

Die Autorin ist promovierte Psychotherapeutin und lebt in Rapperswil/SG. https://www.zeit-wende.net