Schweiz von Morgen – Teil 3

Welche Grundwerte werden wir haben? Braucht es ein neues Bildungssystem? Wird der Unterricht weiterhin in einem Schulgebäude gehalten? Oder in der Natur? Die Montagsserie.

Liebe Zeitpunkt-Leser, wiederum danke für eure reichen E-Mails. Ein paar eingesandte Visionen veröffentlichen wir wieder. Weiterhin gilt: Gerne dürft ihr uns auch in den kommenden Tagen E-Mails schicken und uns erzählen, wie ihr euch die Schweiz in der Zukunft vorstellt und wünscht.
 

Die Schweiz von Morgen
 

«Weil ich mich seit dreissig Jahren schon in hunderten von vielstündigen Gesprächen mit der «Schweiz von Morgen» intensiv beschäftige, ist es mir unmöglich, die gewonnenen Erkenntnisse in wenigen Zeilen festzuhalten. An deren Stelle seien aber zwei Zitate von Carl Hilty, dem schweizerischen Staatsrechtler und Laientheologe (1833-1909), aus der vierteiligenTextsammlung ‹In Ausführung einer Eid-Genossenschaft / Perspektiven einer Verschwörung› hier angeführt:
 
Ein Gemeinnwesen muss heute eine moralische Macht sein,
wenn es das Recht zum Fortbestand wahren will.
 
Das Ziel des Lebens ist nicht, die Welt zu geniessen, auch nicht einmal sie wissenschaftlich zu erkennen, sondern aus dieser Erde ein Reich des Friedens, der Gerechtigkeit und der Liebe zu machen, soweit es jeweilen möglich erscheint, und nur soweit wir daran mitgeholfen haben, soweit hat unser Leben einen Wert gehabt.»
 
Alfred von Euw, Marbach in St. Gallen
 

«Die CasaVitura hat ihren Betrieb bereits Anfang August 2020 aufgenommen. Sie ist eine Schule von Morgen, welche schon heute startet. Warum also warten? Es ist ein Ort, an welchem in einer vertrauensvollen Umgebung Erfahrungen gesammelt und reflektiert sowie Beziehungen gelebt werden. Das Individuum mit seinen Stärken steht im Mittelpunkt des Lernalltages. Einen hohen Stellenwert hat dabei die Natur. Die CasaVitura orientiert sich am Jahreszyklus sowie am natürlichen, intuitiven und innovativen Menschsein. Kinder und Erwachsene sind gleichberechtigt. Inputs von Seiten der Kinder haben einen hohen Stellenwert und gelten als wichtige Inspiration für die CasaVitura. Grenzen, Regeln und Rituale werden gemeinsam definiert. Kinder und Erwachsene erleben sich als Gemeinschaft, in der eigene Bedürfnisse mit denen der Anderen abgestimmt werden. Persönliche Grenzen der Anderen werden respektiert, physisch wie psychisch. Toleranz und verantwortungsbewusstes Handeln gegenüber Mitmenschen und Umwelt sind tragende Faktoren des Lernalltags.

Yasmin Fässler, Einsiedeln, https://casavitura.ch/

 


«Im Allgemeinen beobachte ich Tag für Tag einen Verlust an Respekt und Rücksicht gegenüber anderen. Ich stelle fest, dass Eigenliebe, Selbstwertgefühl, der gesunde Menschenverstand und Selbstachtung abgenommen haben. Das sind moralische Grundwerte und Werte der Zivilisation, auf denen unsere Gesellschaft beruhen. Vielleicht ist es an der Zeit, das gegenwärtige, zu starre und voreingenommene Bildungssystem zu ändern, das nur in eine Richtung geht: Es lehrt die neuen Generationen zur soldatischen Haltung. Wir sollten verstehen, dass man den Menschen nicht wie ein Jagdhund behandeln kann, dem man Dinge anerzieht, einschärft. Noch weniger sollte man den Menschen dazu zwingen, eine roboterartige Haltung einzunehmen – wie eine Maschine.»
Victor Ramiro Jiménez, Bern

 


Inspiriert? Wenn ja: Wie stellst du dir die Schweiz nach dem Systemwechsel vor? Du kannst uns einen Text zukommen lassen zu diesen Themen: Bildung, Wohnen, Arbeit, Gender, Mobilität, Demokratie oder Glauben/Spiritualität. Länge des Textes: einen Absatz, etwa 10 Zeilen oder max. 1000 Zeichen.
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