Sinnvoll tätig sein, statt sinnlos schuften

Der deutsche Realutopist Toni Rosswog hat zwei Jahre lang auf Erwerbsarbeit verzichtet und ist zum Schluss gekommen: Es geht. In seinem Buch «After Work» zeigt er, wie.

Die Diskussion um Sinn und Unsinn von Lohnarbeit ist nicht neu, doch sie trifft auf immer stärkere Resonanz. Momentan ist die voranschreitende Automatisierung einer ihrer Haupttreiber: Laut einer Studie der Universität Oxford von 2013 wird fast die Hälfte der Beschäftigten in den USA in den nächsten zwanzig Jahren durch Computer und Algorithmen ersetzt werden können. Als Reaktion darauf sucht die Politik händeringend nach neuen Arbeitsfeldern.

«Doch warum eigentlich?», fragt Tobi Rosswog – Aktivist, Dozent und Autor von «After Work», das am 1. Oktober im oekom-Verlag erscheint. «Warum dreht sich bei uns so viel um das ‹System Arbeit›? Warum verrichten so viele Menschen Tag für Tag Tätigkeiten, die mit ihrem eigenen Leben wenig bis nichts zu tun haben – um mit dem dabei verdienten Geld nach Feierabend endlich ‹ihr› Leben leben zu können?» Auf der Suche nach Antworten hat Toni Rosswog vor zwei Jahren verschenkt, was er besass und zog mit seiner Freundin ohne Geld durch Europa.

In seinem Buch legt Rosswog die Schwächen des vorherrschenden Konzepts der Lohnarbeit frei und demonstriert, dass es auch anders gehen kann – ohne dabei untätig zu sein. Denn auf Lohnarbeit zu verzichten heisst nicht, sich auf die faule Haut zu legen. Es bedeutet vielmehr, ein selbstbestimmtes, verantwortungsvolles Leben zu führen und Sinnvolles zu tun.
«Die starr vorgegebenen Denkmuster von Arbeit, Eigentum, Geld- und Tauschlogik können wir Schritt für Schritt durchbrechen, sie neu denken und anders leben. Es geht um nichts Geringeres als einen Paradigmenwechsel!», sagt Tobi Rosswog, der sein Buch als Einladung versteht, den eigenen Alltag zu verändern.

Am Anfang steht dabei die zentrale Frage: «Was brauche ich wirklich?» Wer Zufriedenheit und ein soziales Miteinander über Geld und Konsum stellt, erfährt bei Rosswog, welche Alternativen es zur materiellen Existenzsicherung gibt und wie sich das «Arbeitsleben» anders organisieren lässt: etwa durch Jobsharing, Arbeiten im Kollektiv ohne Chef oder das viel diskutierte Grundeinkommen.

Tobi Rosswog: After Work – radikale Ideen für eine Gesellschaft jenseits der Arbeit. oekom Verlag, 2018. 144 Seiten, Klappenbroschur, Euro 15 Euro. Auch als E-Book erhältlich. Erscheint am 1. Oktober 2018

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Tobi Rosswog ist seit zehn Jahren als Aktivist, freier Dozent und Initiator für die sozial- ökologische Transformation unterwegs.
Unter anderem initiierte er die Bewegung «living utopia», das «BildungsKollektiv imago» und das «Kollektiv für gelebte Utopie» mit, um diese Ideen praktisch erfahrbar zu machen. Das Geld, das Tobi Rosswog mit seinem Buch verdient, geht an das «Kollektiv für gelebte Utopie». Es soll dafür eingesetzt werden, Grundstücke und Immobilien aufzukaufen, um sie den Kräften des Marktes zu entziehen.

Infos und Veranstaltungstermine: www.after-work-buch.dewww.tobi-rosswog.de