Die Ausgrenzung von armutsbetroffenen Menschen fängt bereits im Kleinen an. Cafés, Bars und Restaurants sind soziale Räume. Nicht jeder kann sich leisten, sie zu besuchen. Zu Unrecht, findet der Verein «Surprise» – und dafür ziehen wir den Hut.

Foto von Verein Surprise

Unter den Namen «Caffé Sospeso», «Fliegender Kaffee» oder «Suspended Coffee» macht seit ein paar Jahren europaweit ein ursprünglich neapolitanisches Solidaritätskonzept die Runde. Und zwar: Cafés und Bars bieten ihren Gästen die Möglichkeit einen zusätzlichen Kaffee für Armutsbetroffene zu bezahlen, als Spende sozusagen. Der Schweizer Verein «Surprise» realisierte diese Idee im Jahr 2014 unter dem Namen «Café Surprise». 

«Seit Anfang der Coronakrise ist die Nachfrage bei Restaurants und Cafés grösser geworden, was nicht selbstverständlich ist. Denn viele Betriebe haben wegen der Corona-Massnahmen finanzielle Schwierigkeiten. Deshalb freut mich die Solidarität der Menschen umso mehr», sagt Andreas Jahn, Presseverantwortlicher des Vereins «Surprise», gegenüber Zeitpunkt.

80 Gastro-Lokale machen beim solidarischen Kaffeeprojekt schon länger mit und acht neue sind in der Corona-Zeit dazugekommen. Eine neue «Café-Surprise»-Partnerin ist die am Juni eröffnete «Haller´s Brasserie» in der Stadt Bern. «Wir eröffneten erst vor wenigen Monaten und die Lage unserer Brasserie ist etwas ausserhalb des Stadtzentrums», sagt Katya Donibus, stellvertretende Geschäftsführerin, gegenüber Zeitpunkt. «Aus diesen Gründen wird unser sozialer Kaffee noch nicht so oft angefragt. Aber wir glauben, dass sich dies bald ändern wird, sobald es sich in der Stadt genügend herumgesprochen hat.»

Dafür, dass Lokale wie die Haller´s Brasserie mit ihrem Projekt in der ganzen Schweiz bekannt werden, sorgen 420 StrassenverkäuferInnen des gleichnamigen Strassenmagazins «Surprise». Die Zeitschrift, die unter anderem über Armutsbetroffene berichtet, stellt regelmässig solche sozialen Restaurants, Cafés und Bars vor.

Wie ein Kaffee gespendet werden kann: Ein Gastro-Betrieb bestimmt den Preis für einen Café Surprise selbst. Der Verein empfiehlt, dass ein Gast zwischen 2.50 und 3.50 Franken zusätzlich bezahlt, zu seinem regulären konsumierten Kaffee oder Espresso in der Karte. Beispiel: In einem Restaurant kostet ein Kaffee 4.50 Franken. Mit einem Gesamtpreis von 7 Franken kann der Gast einen Café Surprise spendieren. An einer sichtbaren Kreidetafel im Gastro-Betrieb kommt für jeden gespendeten Kaffee ein neuer Strich.

Der Zeitpunkt findet dieses Projekt schlau durchdacht. Es unterstützt diejenigen Menschen, die es am nötigsten haben. Denn einen Kaffee und soziale Kontakte sind für alle wichtig. Chapeau! – Café Surprise.
 

Eine Liste aller Gastronomiebetriebe in der Schweiz, die den Café Surprise anbieten.