Er hält nichts von stinkenden Motoren und schon gar nichts von Ölkriegen. Und wenn der Zürcher einen Weltrekord aufstellen will, dann tut er es auch: Mit ausgemusterten Rollerbatterien und einem alten dreirädrigen Elektromobil – dem Twike – fuhr der 50-Jährige 1500 Kilometer, ohne die Batterie aufzuladen.

Thomas Bechtiger mag Wetten. / zvg

Zeitpunkt: Als gelernter Motorradmechaniker schraubten Sie nur an Benzinmotoren herum, wieso jetzt an elektrischen Gefährten?

Thomas Bechtiger: Schon vor zehn Jahren wusste ich, dass Twikes in nicht allzu langer Zeit zum normalen Strassenbild gehören werden. Die Elektromobile haben eine grosse Reichweite, eine kurze Ladezeit, zwei Personen finden darin Platz, sie sind leicht und umweltschonend und das Wichtigste: Sie tragen nicht zu Ölkriegen bei. Ich habe in der Garage meiner Firma «Bemoto GmbH» auch viele Elektromotorräder zu bieten, ihnen gehört die Zukunft. Sie sind genauso stark wie Benzinmotorräder, aber sie verlieren kein Öl, sie sind leise und stinken nicht. Viele Benziner baue ich um, zum Beispiel die gute alte Vespa. Auch sie läuft bei mir rein elektrisch. Und das Rekord-Twike baute ich mit viel Zeitaufwand um. In Geld umgerechnet würden hunderttausend Franken nicht ausreichen.

Was hat Sie auf die Idee des Langstreckenrekords gebracht?

«Der Weltrekord lag bei 1000 Kilometern.»

Vor zehn Jahren fuhr ich mit einem Twike innerhalb von zweieinhalb Tagen 2000 Kilometer von Zürich in die norwegische Hauptstadt Oslo. Ich wollte etwas Neues und Kreatives machen und auch zeigen, was so ein Twike alles leisten kann. Der Spass kam dabei natürlich nicht zu kurz. Als ich jetzt den Weltrekord brach, hatte ich mit einem Elektromobil-Hersteller aus dem deutschen Rosenthal gewettet, dass ich mit einem alten Twike und mit alten Batterien 2000 Kilometer fahren kann. Kurzum: Dass ich mit meinem Gefährt länger und weiter fahren kann, als mit einem neuen Twike. Diese Wette habe ich vor zwei Wochen gewonnen: mit einer Strecke von 1740 Kilometern und einer Fahrzeit von 43 Stunden. Ich fuhr ausserdem 1500 Kilometer, ohne die Batterien aufzuladen. Damit habe ich den Weltrekord gebrochen, der lag ohne Aufladen bei 1000 Kilometern.

Sie wollten mit dem Twike ursprünglich 2000 Kilometer fahren. Es waren 260 Kilometer weniger. Was war der Grund?

Regen, Verkehr und die Temperatur! Bei fünf bis sechs Grad verlieren die Batterien viel schneller ihre Ladung, und der Regen machte es uns auch nicht leichter. Der Verkehr war ein weiterer Grund: Mein 35-köpfiges Team und ich fuhren ja die gesamte Strecke im Industriegebiet Kloten ab, hin und her, hin und her, bei den Kreiseln wendeten wir jeweils. Wir mussten zwischen Lastwagen und Feierabendgestressten viel mehr bremsen als gedacht. Aber ich bin trotzdem sehr zufrieden. Denn aus 10'000 alten Batteriezellen, von denen es hiess «die waren schon mal tot» oder «schmeissen wir besser weg», haben wir rund 8000 ausgesucht, zerlegt und mit mehreren noch guten Zellen ein neues Batteriepack gemacht. Das war es auch, was wir nämlich zeigen wollten, das dies möglich ist – und es ist uns gar nicht schlecht gelungen.

 

Freude bei Thomas Bechtiger (Mitte): Das Twike knackt die 1000-Kilometer-Marke./zvg

 

Facebook-Profil von Thomas Bechtiger mit Infos zum Langestreckenrekord