Fünf multinationale Unternehmen wetteifern im Rennen um das schnellste und billigste 5G-Internet aus dem Weltall. Mehr als 20'000 Satelliten sollen in den nächsten Jahren in eine erdnahe Umlaufbahn befördert werden. Nach den Meteorologen schlagen jetzt auch Radioastronomen Alarm.

Foto von Cliff Johnson und Clarae Martínez-Vázquez/DELVE

Das Weltraumprojekt SpaceX von Tesla-Gründer Elon Musk hat im Frühjahr 2019 damit begonnen, mit der Starlink Mission ein ganzes Netzwerk von Satelliten in eine erdnahe Umflaufbahn zu befördern. Damit sollen auch entfernteste Regionen auf der Erde mit einem schnellen und billigen 5G-Internetzugang versorgt werden.

Musk rühmte sich im September 2020 mit dem Weltrekord von 180 Satellitenstarts in einem einzigen Monat, hochgeschossen mit Falcon-9 Raketen. Alleine SpaceX hat von der amerikanischen Kommunikationsbehörde FCC Genehmigungen für rund 12'000 Satelliten und bis zu 1 Million Bodenantennen erhalten. Der Internetkonzern Amazon von Jeff Bezos, will mit dem Projekt «Kuiper» 3236 zusätzliche Satelliten in den Weltraum schiessen. Fünf Grosskonzerne wollen insgesamt mit mehr als 20'000 5G-Satelliten beim Rennen um das schnellste Internet aus dem All dabei sein: SpaceX, OneWeb, Boeing, Telesat Canada und Iridium.

«Wenn die Pläne für 5G verwirklicht werden, kann kein Lebewesen auf der Erde dieser schädlichen Strahlung entkommen – und sie wird 100-Mal höher sein als jetzt.»

300'000 Wissenschaftler, Ärzte und Privatpersonen richteten bereits im Juni 2018 einen Appell an die UNO, die WHO und an die Regierungen aller Nationen, den Ausbau von 5G zu stoppen. Sie machen auf die Gefahren von massiven Umweltveränderungen und gesundheitlichen Risiken durch die Armada von zukünftig bis zu einer Billion sendefähiger 5G-Objekte aufmerksam: «Mit diesen 5G-Plänen drohen schwerwiegende, irreversible Auswirkungen auf Tiere und den Menschen und dauerhafte Schäden an allen Ökosystemen der Erde», so der Wortlaut. Das Frequenzband von Starlink-Satelliten reicht bis zu 52 GHz. Die Auswirkungen von Millimeterwellen (ab 30 GHz) auf lebende Zellen sind bisher noch unerforscht.

Jetzt schlagen auch Radioastronomen Alarm. Bald sähe man mehr Satelliten als Sterne am Nachthimmel, denn die unnatürliche Perlenschnur von Satelliten verdecke ihre Sicht erheblich. Sie seien extrem hell und hätten mehrere  astronomische Aufnahmen bereits unbrauchbar gemacht, schreibt das Newsmagazin heise.de. SpaceX gab bekannt, die Satelliten in Zukunft mit neuen Blenden auszustatten, damit sie im Sonnenlicht nicht so hell reflektieren.

Zudem, so beklagen die Wissenschaftler, seien Frequenzbänder betroffen, in denen nicht nur Radioantennen in den Weltraum lauschen, sondern auch die neuen Satelliten zur Erde funken. Wenn 6400 Satelliten zukünftig in der Umlaufbahn kreisen, müssten astronomische Beobachtungen bis zu 70 Prozent länger dauern.

Die Satelliten könnten auch das grösste je geplante Radioteleskop «Square Kilometre Array» stören, das auf mehreren Kontinenten errichtet werden soll. In Südafrika ist das Gebiet des Teleskops als funktechnische Schutzzone ausgewiesen.

Laut einem Bericht in der Zeitschrift Nature vom April 2019 könnte das 5G-Mobilfunknetz auch massive Probleme bei der Wetterbeobachtung verursachen. Wettersatelliten könnten die Konzentration von Wasserdampf in der Atmosphäre nicht mehr erfassen.

Der Mobilfunkkonzern Nokia will seit Neustem ein 4G-Funknetz auf dem Mond aufbauen. Damit sollen künftige Missionen unterstützt werden und eine dauerhafte Präsenz des Menschen auf der Mondoberfläche sichergestellt werden. Mit dem Artemis-Programm hofft die US-Raumfahrtbehörde NASA, dies bis Ende des Jahrzehnts zu erreichen und den Weg für die Entwicklung kommerzieller Raumfahrtdienste und einer Expedition zum Mars zu ebnen. Die Schaffung eines Kommunikationsnetzwerkes, das verschiedene Anwendungen unterstützen kann, wird als wesentlicher Bestandteil dieser Vision angesehen.

Als gäbe es auf dieser Erde keine dringenderen Probleme.